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Katharina Höhnk

Kochbuch von Caroline Nichols: Hafer – Einfach gut ★★★

Hafer – Einfach gut. Die neue Alltagsküche mit Hafer, Caroline Nichols, Fotos: Guido Schmelich, Edition Michael Fischer (2021)

Drei Sterne: Hat Stärken, aber überzeugt nicht ganz.

Charlotte Schrimpff

Von

Ich glaube, wir alle kennen diese Trigger-Zutaten, deren Verwendung Rezepte schon ganz grundsätzlich interessant macht. Eine gute Freundin von mir schwört auf Kapern, der Mann kommt an Feta nicht vorbei – und ich, ich liebe Hafer.

Kochbuchautorin Caroline Nichols
Kochbuchautorin Caroline Nichols

Und zwar vor allem da, wo man ihn nicht erwartet: Als herzhaftes Granola etwa, als Ersatz für Quinoa, Hirse oder Reis oder als Basis für Brot. Letzteres war es auch, das Caroline Nichols (Foto links) auf die Spur des Süßgrases brachte: Als ihr der Verzehr von Weizen, Roggen & Co. zunehmend Bauchweh bereitete, hat sich die gebürtige Fränkin auf die Suche nach Alternativen gemacht. Und wurde fündig: Hafer ist nicht nur glutenfrei, sondern obendrein reich an pflanzlichem Eiweiß, komplexen Kohlenhydraten und dem löslichem Ballaststoff Beta-Glucan, dem ein positiver Einfluss auf den Cholesterinspiegel nachgesagt wird.

Weil Nichols seinerzeit in Großbritannien lebte, lag die Darreichungsform Porridge besonders nah. Ihre Begeisterung für das britische Nationalfrühstück ging schließlich so weit, dass sie, zurück in Deutschland, gemeinsam mit ihrem englischen Mann das Startup „3Bears“ gegründet hat, das Porridge-Mischungen in x Geschmacksrichtungen anbietet – etwas, das im Buch übrigens nicht nur im Vorwort Erwähnung findet.

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Hafer für alle Lebenslagen

Die Struktur dieses ihres Erstlings ist übersichtlich: Es gibt Hafer zum Frühstück, zum Lunch und Dinner sowie in diversen Gebäcken und Snacks. Keine x Unter- und Spezialkapitel, sondern Konzentration aufs Wesentliche (übrigens auch in Fragen der Gestaltung und des Foodstylings). Die dafür nötigen Grundzutaten wie Hafermehl, -drink und -sahne stellt Nichols selbst her, gestattet aber auch den Griff zu Convenienceware, wenn es mal schnell gehen soll. Damit sammelt sie bei mir Sympathiepunkte, denn solche Arbeitsschritte mitzudenken erhöht den Aufwand der sonst durchweg alltagstauglich gehaltenen Gerichte durchaus. Wobei, Moment: Ganz kopflos sollte man trotzdem nicht zu Werke gehen, denn Nichols notiert Zutaten fertig vorbereitet. Die Zeit, die etwa das Putzen und Schneiden von Obst und Gemüse benötigt, ist also aufzuschlagen.

Kochbuch von Caroline Nichols: Hafer – Einfach gut
Kochbuch von Caroline Nichols: Hafer – Einfach gut

Und Grünzeug gibt es manches, am liebsten in „Bowls“: Nichols schätzt die Spielarten des Clean-Eating-Repertoires und serviert morgens Schüsseln voll Haferbrei und Overnight Oats, zum Mittag- oder Abendessen Buddha-, Asia- und Porridgebowls und Bananenbrot und „Balls“ als Nachtisch. Das ist überraschenderweise nicht konsequent vegan, aber zumindest fleischfrei (Ausnahmen: je ein Rezept mit Räucherlachs und Hähnchen) – und offenbar immer noch wahnsinnig hip.

Was man mit Hafer tun (und lassen) sollte

Ich fange lieber mit denen mir neuen Dingen an – der Verwendung von Hafer(-mehl) als Bindemittel in Béchamelsauce etwa sowie Haferdrink und -sahne als Basis für ein veganes Eis. Der Béchamelsauce als Teil der Lasagne mit Ofengemüse kann ich durchaus etwas abgewinnen; sie verleiht dem Ganzen Substanz und angenehme Rustikalität.

Caroline Nichols:

„Heute ist Haferanbau weltweit wichtig und wird immer wichtiger: International werden jährlich bis zu 24 Millionen Tonnen geerntet. Als die größten Haferproduzenten gelten Russland, Kanada, Finnland, Polen sowie Australien. Auch in Deutschland wird Hafer angebaut, doch kommt man hierzulande bei der stetig steigenden Nachfrage kaum hinterher.“

Das Erdnuss-Schokoladen-Eis gefiel hingegen nur direkt aus der Maschine: Zwar sind dank der Erdnussbutter nennenswerte Mengen Fett enthalten, die für Cremigkeit sorgen sollten, allerdings offenbar trotzdem noch zu viel Wasser, sodass die Masse nach längerem Aufenthalt im TK-Fach bretthart gefriert. Und dann: Wohin mit der Pulpe aus der Drink- und Sahneproduktion? Dafür habe ich bei Nichols keine Ideen gefunden – dabei hätten die ob der verlangten Mengen doch eigentlich zwingend abfallen müssen. Und noch etwas habe ich vermisst: einen Index. Wer im Buch navigieren möchte, sollte das ausschließlich mit dem Inhaltsverzeichnis tun. Hm.

Eigentlich hätte das „mein“ Buch sein müssen: Haferrezepte für jede Tageszeit, ein kleines Kompendium mit Infos zu Herkunft und Benefits und dazu Nichols’ Interviews mit Haferexperten oder -fans (u. a. Holger Stromberg). Dass der Funke trotzdem nicht überspringt, liegt an den Rezepten. Solide und nett, aber kulinarisch nicht wirklich ausgereift.

Veröffentlicht im Januar 2022

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