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Katharina Höhnk

Kochbuch von Caroline Bretherton & Elena Rosemond-Hoerr: Amerika ★★★

Amerika – Das Kochbuch
Das Beste von Alaska bis Florida

Caroline Bretherton
Fotos Stuart West & Elena Rosemond-Hoerr
Dorling Kindersley (2015)
Mehr über den Verlag

Drei Sterne: Hat Stärken, aber überzeugt nicht ganz.

Simone Brokmeier

Von

So vielseitig wie die Landschaft zwischen Grand Canyon und Freiheitsstatue ist, so abwechslungsreich kann auch die Küche der verschiedenen Regionen von Seattle bis New Orleans sein. Die aus England stammende Catherine Bretherton will deshalb gemeinsam mit Elena Rosemond-Hoerr in ihrem Buch Amerika mit dem Vorurteil aufräumen, die amerikanische Küche bestehe nur aus Frittiertem und Gebackenem.

Als ich vor dreißig Jahren selbst in den Staaten lebte, habe ich dort natürlich auch meine persönlichen kulinarischen Vorlieben entdeckt: Cookies, BBQ, Brownies, Pancakes (ok … ich war noch ein Teenager). Dieses Buch bietet all diese Klassiker (zur Freude meiner Teenager-Tochter). Darüber hinaus will es aber auch Lust machen auf Speisen, die das moderne Amerika hervorgebracht hat.

Na dann: Let’s give it a try!

Die fünf Hauptkategorien des 256-seitigen Buches stellen neben dem klassischen Vorspeise-Hauptgerichte-Dessert-Trio auch das typisch amerikanische Frühstück und Snacks vor sowie Kuchen, Süßes und Eingemachtes. Jeder, der einmal in einem amerikanischen Diner gefrühstückt hat, weiß, dass da eine Menge auf den Tisch kommen kann.

Meine geliebten Buttermilk-Pancakes genauso wie Herzhafte Burritos mit Paprikasalami, Eiern und Kartoffeln. Auch wenn nicht alles frittiert und gebacken ist – leicht ist diese Küche selten! Die Mengen an Käse, Mayonnaise, Zucker und Sahne sind beachtlich. In einem Süßkartoffel-Auflauf verschwinden neben Eiern, Vollmilch und Pekannüssen noch 400 g Butter, 250 g Zucker und 450 g Speck (für 8 Personen, aber dennoch)!

Klassiker & regionales Scrapbook

In den Kapiteln werden die Klassiker wie New England Clam Chowder, Chocolate Chip Cookies oder Drei-Bohnen-Chili besonders herausgestellt, oft mit einer kleinen Anmerkung zur Herkunft versehen. Daneben gibt es auch Variationsmöglichkeiten (Coleslaw klassisch oder asiatisch, mit Brokkoli / Speck oder mit Apfel / Karotte) und was besonders gut dazu passt. So ist das Buch ein nettes Allround-Werk geworden mit vielen, oft alltagstauglichen, Gerichten.

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Fast jedes Rezept bekam ein eigenes Foto und dazu (in typischer DK-Verlag-Optik) auch Fotos der einzelnen Zutaten. Das ist nicht atemberaubend neu, aber hübsch anzuschauen. Zwischen den Kapiteln werden fünf Regionen kurz beleuchtet, wer sich dort ursprünglich niederließ und somit die Küche prägte, genauso wie die dort vorkommenden besonderen Speisen und Aromen. Jeweils garniert mit ein paar Schnappschüssen von Gerichten, Metropolen oder Landschaften – fertig ist das Scrapbook.

In die Tiefe geht das nie, es will wohl ein wenig Appetit machen auf die Herkunft der Zutaten und die Ursprünge der Gerichte. Aber ein wenig mehr hätte es durchaus sein dürfen, damit es nicht zu oberflächlich bleibt. Das Gleiche gilt für die gut gemeinten Hinweise zu verschiedenen (durchaus alltäglichen Zutaten): dass Chilisamen schärfer sind oder Äpfel bei kühlen Temperaturen lange lagern können, ist, glaube ich, durchaus bekannt.

Rätsel zum Schluss

Die Rezepte sind sehr übersichtlich und klar strukturiert auf jeweils einer ganzen Seite abgedruckt, schlicht auf weißem Hintergrund oder hellem Holz. Mal ziert ein kleines Polaroid-ähnliches Bild die Seite, mal gibt es Schritt-für-Schritt-Fotos für die Zubereitung. Das ist professionell und gut gemacht, wirkt auf mich aber auch fast ein wenig zu perfekt-routiniert.

Das Rezeptregister gab mir zuerst Rätsel auf – es ist zwar alphabetisch, aber nicht nach Gericht sortiert, sondern nach der Hauptzutat. Der Pineapple-Upside-Down-Cake steht dann unter A wie Ananas …

Das Wichtigste

Wie gut sind die Rezepte wirklich? Stimmt alles? Hier konnte mich das Buch leider nicht immer überzeugen, vielleicht sind Tartes, Quiches & Pies doch eher das Fachgebiet zumindest von Caroline Bretherton? So hatte ich mit den Garzeiten öfters meine Probleme. Die Shortcakes brauchten keine 35 Minuten – was ich bei den kleinen Küchlein auch nicht erwartet hatte und somit schon 10 Minuten früher die Garprobe machte.

Aber katastrophal wirkte sich die angegebene Garzeit bei unserer 2.5 kg Rinderbrust aus. Hier gab die Autorin 4-5 Stunden bei niedrigster Temperatur am Gasgrill vor. Also legten wir das gute Stück um drei auf den Grill um unsere Gäste am Abend mit zartem Fleisch zu verwöhnen. Aber leider war die Kerntemperatur bereits um fünf erreicht! Obwohl wir den Braten dann sofort ruhen ließen war das Fleisch abends nur mehr hart und trocken. Das ist ärgerlich. Schade um die Arbeit, Zeit und ein gutes Stück Fleisch.

Nice to have but not a must-have, denn restlos überzeugen konnte mich das Buch leider nicht. An den Rezepten in der Umsetzung hat es vor allem gehappert – die Garzeiten wichen arg von meinem ab.

Veröffentlicht im Juli 2015

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