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Katharina Höhnk

Kochbuch von Bill Granger: Happy Holiday ★★★★

Happy Holiday. 140 Urlaubsrezepte

Bill Granger, Fotos P. Tinslay
Rolf Heyne Collection (2013)
Mehr über den Kochbuch-Verlag

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Isabel Geigenberger

Von

Bill Granger hat für mich zwei Stärken: klare, einfache Rezepte mit meist nur einer Handvoll Zutaten und ein besonderes Händchen für asiatisch eingebürgerte Küche. „Happy Holiday“ macht Spass, vor allen auf der asiatischen Seite mit Dressings und Marinaden der besonderen Art. Nicht so spektakulär wie Easy Asia vom gleichen Autor, aber durchaus gelungen!

Bill Granger ist ein echter Hansdampf in allen kulinarischen Gassen und wird gern als „Jamie Oliver von Australien“ bezeichnet. Als Autodidakt mit ursprünglicher Kunstausbildung eröffnete er 1993 sein erstes Restaurant. Mittlerweile gibt es davon acht (!) Stück, davon 4 in Japan und eins in London. Das nächste ist in Hawaii geplant. Seine Speisekarten sind zumeist eine bunte Mischung euro-asiatischer Crossovers mit einem Schwerpunkt im deftigen australischen Frühstück, Pastavariationen und Grillleckereien. Von Bill findet man natürlich auch einiges auf Youtube, ich hab Euch hier mal eins mit klebrigen Schweinekotelett mit vietnamesischen Salat rausgesucht. Da könnt Ihr Bills unrasierten Aussie-Charme bewundern.

Mein erster Eindruck: wie schön mal zur Abwechslung: ein Kochbuch, bei dem man nach dem ersten Blättern nicht nur gleich loskochen will, sondern auch kann: kurze Zutatenlisten und viele Rezepte, die ich mit den vorhandenen Vorräten hinkriegen würde. Klar, ein Grundstock an Gewürzen und asiatischen Saucen sollte vorhanden sein, aber es gibt eben auch Rezepte mit drei oder vier Zutaten. Gewürze schon mitgerechnet! Welch eine Erholung nach dem letzten Erlebnis, wo ich fast bei jedem Rezept dachte: hm, gerade falsche Jahreszeit oder wo krieg ich diese Zutat jetzt wieder geldbeutel- und umweltschonend her? Nur die verschiedenen Chili-Variationen brachten mich etwas in Verlegenheit, mal grün, mal rot, mal lang und mild, mal klein und mild – da musste ich doch öfter mal mit meiner Einheits-Chili Vorlieb nehmen.

bill-granger-porDas Buch ist stimmungsvoll und reich bebildert. Zu jedem Rezept ein Foto, die Kapitel „Draussen“, „Barfuss“, “Herbst“, „Flitterwochen“, „Am Kamin“ und „Feiern“ sind von stimmungsvollen Aufnahmen mit und ohne Bill durchsetzt. Eingestreut sind persönliche Anekdoten und Nebenbei-Tipps. Das Stichwortverzeichnis ist etwas mager, alphabetisch mit einigen Hauptstichworten. Ein zusätzliches Verzeichnis nach Zutaten wäre hier hilfreich, zumal die Kapiteleinteilung ja auch eher belletristisch ist. (oder welche Rezepte stellt Ihr Euch unter „Flitterwochen“ vor?)

Schon beim ersten nachgekochten Gericht „Knuspriger Schweinebauch mit Karamell-Sauce und Pak Choy“ zeigte sich der asiatische Einfluss und die eingekochten süss-sauren Dressings/Saucen. Eine sehr schöne Kombination, das knusprig-saftig-fette Fleisch mit dem Anis-Zimt-Orangen-Karamell-Essig. Erinnerte mich stark an eines meiner Lieblingsgerichte im Berliner Restaurant „Transit“. Ich hatte schon öfter versucht, dem Kellner das Geheimnis der dortigen süss-aromatischen Sauce zu entlocken und nur vage Andeutungen Richtung Hoisin-Sauce erhalten. Beim Nachkochversuch leider ein Irrweg. Grangers Karamell-Sauce trifft hingegen die Richtung genau. Danke dafür!

Das lustigste Erlebnis bescherte uns an einem Mädelsabend mit ausschließlich Granger-Rezepten das Himbeersoufflé. Ich geb’s zu, mein erstes Soufflé und gleich Verwirrung: Drüber steht „Für 2 Personen“, dann ist die Rede von „4 Souffléformen“. Hm, wir waren fünf und ich wollte nicht knausern, also frohgemut die doppelte Menge. Die Masse gelang hervorragend, wir beobachteten die rosaroten Türmchen der ersten Fuhre mit sechs Förmchen beim Emporklettern. Soweit, so gut. Nur hatte ich noch etwa die gleiche Menge in meiner Schüssel. Nun ja, aufheben geht schlecht, daher munter mitgebacken – aber leider: Wir schafften es nicht mal die erste Portion aufzuessen und auch Versuche als Himbeereis blieben ohne Erfolg. Fazit: ein echter Druckfehler – und australische Eier sind vermutlich kleiner als meine Bio-Super-Luxus-Teile.

Also: Billy-Boy ist für mich auf alle Fälle ein Gewinn, Happy Holiday macht viel Spass, nur für die 5 Sterne: „würd ich jedem sofort schenken und mit auf die einsame Insel nehmen“, reicht’s nicht ganz. Neuerscheinungen im Auge behalten!

Veröffentlicht im Juni 2013

8 Kommentare

  1. Bina

    Ich habe das Buch durch Zufall entdeckt – suchte eingentlich in der Buchhandlung nach Basics von Bill. Ich war sofort begeistert und habe einige Post-it’s verbraucht um die Rezepte zu markieren, die ich nachkochen werde. Eigentlich waren es ganz wenige, die ich nicht so spannend fand. Total gespannt auf die Ergebnisse z. B. Thuna-Pasta. Ich melde mich dann nochmal mit dem Bericht! 🙂 Bill hat es definitiv in mein Koch-Himmel geschaft. Absolut empfehlenswert!

    • Katharina

      Nicht wahr? Schön, dass „es“ Dich auch erfasst. Bin gespannt, welchen Erfolg er in Deiner Küche hat. 🙂

      • Bina

        Also „Penne mit Thunfisch, Kirschtomaten & Olive“ sind seit gestern eine von unseren Lieblingspastas auf den ersten „Biss“ geworden. Einfach göttlich!!! Probiert sie gerne aus. 🙂

  2. Becky

    Das klingt nach einem wirklich lohnenden Kochbuch, in dem es scheinbar auch einige vegetarische Rezepte gibt?! Wäre schön gewesen, wenn eines der ausprobierten auch mit Rezept vertreten wäre, statt eines der tierischen. Aber man kann nicht alles haben. 😉

  3. Magdalena

    Ich mag Bill Grangers Rezepte sehr, habe vor einiger Zeit aber das Buch im Buchgeschäft angeschaut und die Aufmachung wirkte auf mich, als wäre das Kochbuch schon ein paar Jahre alt und aus einer „Billigreihe“. Dann habe ich das Buch für wenig Geld auf Englisch gefunden und doch gekauft.
    Ein unglaublich tolles „Alltagsrezept“ ist für uns der Salat aus pochiertem Lachs, Risoni, Erbsen und Spinat. So einfach und doch sooooooo gut!!!
    In dem Unterkapitel „Dinner Dates“ in dem Flitterwochen-Kapitel sind alle Mengenangaben im Original für Paare, also steht bei dem Soufflé drüber, dass es für 2 Paare reicht. Menü Zwei etwa ist für 3 Paare berechnet. Wurde das in dem Kapitel durchwegs falsch übersetzt?
    Jedenfalls fand ich es interessant, eine zweite Meinung über dieses Kochbuch zu lesen, danke!

    • Isabel

      Das ist ja interessant, dass im Original die Mengen für Paare angegeben sind. Kann im Moment nicht nachschauen, weil urlaubstechnisch unterwegs, aber das würde einiges erklären. Scheint ein Übertragungs/Übersetzungsfehler zu sein. Danke Magdalena!

      • Isabel

        Ganz furchtbar später Nachtrag (;-)): Tatsächlich ist das Himbeersoufflé Teil eines Menüs für Paare und über den anderen Gerichten des Menüs steht auch „Für 2 Paare“, nur beim Soufflé „Für 2 Personen“. Also ein singulärer Fehler, keiner, der sich durchziehen würde.

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