Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Geht es Euch auch so, dass bestimmte Gerüche oder Speisen Euch direkt zurück in die Vergangenheit katapultieren? Und schmeckt ein Gericht anders, wenn man die Geschichte dahinter kennt? Dieser Frage kann man in Asma Khans neuem Kochbuch nachgehen.

Die in Kalkutta geborene Asma Khan (Foto links) ist eine der bekanntesten Vertreterinnen der indischen Küche. Der spektakuläre Erfolg ihres Restaurants „Darjeeling Express“ in London, ihr erstes Kochbuch „Asma’s indische Küche“ und nicht zuletzt die ihr gewidmete Folge in der Netflix-Serie „Chef’s Table“ haben ihr zu internationaler Bekanntschaft verholfen.
Kochen als Sprache der Liebe
Wie der Name vermuten lässt, ist das Buch stark biografisch geprägt. Als Hommage an ihre Mutter (Ammu) gedacht, geht die Autorin darin ihrer eigenen Entwicklung zur Köchin nach. So umfasst das Kapitel „Kindheit“ Rezepte ihrer Mutter, weiter geht es über „Kochlektionen“ und „Nostalgie – die Zeit verstreichen lassen“ hin zu „Rezepten für große Momente“ und „Ammu sein – schnelle und moderne Rezepte, die aufmuntern“. Sie unterbreitet uns auch eine Vielzahl an Menüvorschlägen für alle möglichen Vorlieben und Anlässe, darunter „Kochen für die zukünftigen Schwiegereltern“, „Essen für Regentage“ und „Zu viele Eier im Haus“.
Zum Weiterlesen:
Leseprobe beim Verlag
Website & Instagram der Autorin
Mehr Kochbücher zur indischen Küche bei Valentinas
Entlang ihrer Lebensetappen reflektiert die Autorin immer wieder die Rolle ihrer Mutter, illustriert mit zahlreichen Familienfotos. Das muss man mögen … Ich selbst bin bei Kochbüchern eher rezeptfixiert. Auch bei „Ammu“ fand ich das anfänglich eher befremdlich. Erst der Netflix-Bericht hat mir diese Köchin erschlossen: Für Asma Khan ist Kochen untrennbar mit Emotionen verbunden; mit Heimweh, Liebe, Erinnerungen, aber auch mit Emanzipation. Und so enthält auch jedes einzelne Rezept in diesem Buch eine kleine Geschichte, egal, ob es sich um das schlichte (für westliche Gaumen erfrischend fremde) pikante Rührei mit Chili, Tomaten und Kurkuma handelt oder um den Panir mit Safran und Sahne, der mich in seiner Komposition mit Safran, Rosinen, Pistazien und etwas Rosenwasser wie in eine Geschichte aus Tausendundeiner Nacht entführte.

Unkompliziert und rustikal
Die meisten der getesteten Rezepte waren im Vergleich zu anderen indischen Kochbüchern ziemlich unkompliziert und schnell in der Zubereitung. Mit einem gewissen Grundstock an Gewürzen kommt man gut zurecht (Chili, Ingwer, Kreuzkümmel, Kurkuma), und es gab nur wenige Zutaten wie z. B. Panir oder Ingwerpaste, für die man in einen Asia-Laden muss.
Den Rezepten hängt eine gewisse Rustikalität an, was sich auch in der Gestaltung des Buches zeigt. So erinnert der handgestickte Titel auf dem Einband an die alten Notizbücher, in denen Asma Khan früher ihre ersten Kochnotizen festgehalten hat, und das Essen wird auch schon mal in alten Töpfen und Pfannen fotografiert, anstatt auf bunten Tellern mit allerlei Folklore in Szene gesetzt zu werden.
Asma Khan:
„Dieses Buch ist eine Sammlung der Rezepte meiner Kindheit. Es feiert meine Herkunft, das Kochen zu Hause und die untrennbare Verbindung von Essen und Liebe. Es gibt mir Gelegenheit, meiner Ammu – meiner Mutter – Ehre zu erweisen und die Rezepte, die mich geprägt haben und mich mit meiner Heimat verbinden, mit Ihnen zu teilen.“
Der Jahreszeit entsprechend hatten es mir die zahlreichen Rezepte mit Gemüse und Hülsenfrüchten besonders angetan. So war das Dal (Sabit Masoor Dal mit braunen Linsen) ausgesprochen aromatisch und sämig, die pikanten Sesamkartoffeln waren überraschend saftig und die diversen Kombinationen von Kartoffeln, Erbsen und Blumenkohl haben uns satt und zufrieden gemacht.
Nicht alles hat so gut funktioniert. Ausgerechnet das Hähnchen-Biryani, ein „signature dish“, das auch im Restaurant „Darjeeling Express“ regelmäßig einen großen Auftritt hatte, ging mir gründlich daneben. Die Menge an Reis war im Vergleich zu den restlichen Zutaten viel zu viel, und der Reis war letzten Endes übergart und breiig. Die Kürbis-Kokos-Suppe besteht im Wesentlichen aus Kürbis, Kokosmilch, Wasser und sehr, sehr viel Fenchelsamen (ungemörsert!) und war wenn nicht ungenießbar so doch geschmacklich eindimensional.
Insgesamt aber war das Kocherlebnis gut, oft sogar überraschend gut. Wer ohne großen Aufwand einen Ausflug in die indische Küche machen will, dem möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Und wer Kochbücher mit schönen Geschichten mag, wird hier erst recht fündig.
Veröffentlicht im März 2023