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Katharina Höhnk

Kochbuch von Anne-Katrin Weber: Meine fabelhafte Bistro-Küche ★★★★

Meine fabelhafte Bistro-Küche
Anne-Katrin Weber
Fotos Wolfgang Schardt
GU (2014)
Mehr über den Verlag

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Isabel Geigenberger

Von

Was verbinden Sie mit französischer Küche, so ganz spontan? Coq au vin? Steak frites? Quiche? Boeuf bourguignon? Zwiebelsuppe? You name it – oder vielmehr Vous pouvez en choisir un – in diesem charmanten Buch von Anne-Katrin Weber wird man fündig.

Madame Weber hat sich der französischen Bistro-Küche verschrieben, frankophil vom Scheitel bis zur Zehe wie sie ist. Französische Titel und linguistische Einsprengsel gehören dazu. Ob die Auswahl in allen Bistros so reichhaltig ist wie das Kochbuch suggeriert, ist nicht die Frage. Es geht einfach um französische Hausmannskost in Abgrenzung zur „hohen“ Küche und sowohl Auswahl, Präsentation als auch Beschreibung sind gelungen. Die sympathische Autorin zeigt sich im Kreis von Familie und Freunden und ihrer nostalgischen Küchenutensilien, die sie auf französischen Flohmärkten ertrödelt hat und die auch den Rahmen für die ansprechenden und realistischen Rezept-Fotografien bilden. Dabei sind schräge Seventies-Dekor-Teller und einfachstes Blechgeschirr zu finden, auch diese Auswahl samt der herumfliegenden Brotkrümel tragen zur fröhlichen Leichtigkeit des Buches bei.

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Das Kochbuch folgt neben dem Frühstückskapitel „Le Matin“ der klassischen Speisenfolge „Les Entrées“, „Les Plats Principaux“ und schließlich „Les Desserts“. In dazwischengemengten literarischen Häppchen erzählt uns die Autorin von ihren persönlichen Vorlieben beim Reisen durchs Land oder auf dem Teller. Das ist nett gemacht; für den, der’s mag. Mir persönlich sind diese Plaudereien eher ein wenig langweilig: ja, ich koche auch supergern im Freien (und hab da einen fetten Gaswok stehen, nicht nur ein Elektro-Kochplättchen, Frau Weber!). Und ja, wenn’s regnet, kann man sich unter einen Sonnenschirm setzen und sich in Decken einhüllen. Und französische Wochenmärkte sind toll und gut Wein kosten kann man auch bei der Fahrt übers Land. Et alors? Ich bin halt eher ein Fan des klassischen Kochbuchs, Smalltalk gern persönlich bei einem Gläschen Apéro, aber zwischen den Rezepten: hm!

Die ausprobierten Rezepte haben samt und sonders gut funktioniert, dass nicht alle Rezepte bei uns Dauerbrenner werden, liegt eher am Familiengeschmack. So war uns der Gemüse-Gratin zu fenchellastig und auch der gern empfohlene Einsatz von kräftigem Honig fand nicht viel Anklang, hier würden wir bei einer Wiederholung lieber vom Rezept abweichen. Besonders ans Herz legen möchte ich jedoch allen das Brioche-Rezept, statt mit Butter wird es mit Sahne zubereitet und wird wunderbar leicht, feinporig – einfach köstlich! Und den Tipp, die Förmchen der Crème brûlée beim Flämmen in Eiswasser zu kühlen, fand ich sehr hilfreich. Der Kontrast zwischen kühler Samtsahnemasse und knackig-knisternder Karamellschicht macht schließlich das „Ah und Oh“ bei diesem Klassiker aus. Auch beim Register stimmt alles, aufgelistet sind die Rezepte in Deutsch und Französisch und darüber hinaus noch nach der jeweiligen Hauptzutat, einfaches (Wieder-) Finden ist garantiert.

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Dass mich das Buch dennoch nicht zu Begeisterungsstürmen veranlasst hat, ist wohl eher persönlicher Natur – zu bekannt sind die meisten Rezepte, zu viele Kochbücher mit französischen Klassikern stehen bereits in meinem Schrank. Wirklich interessant fand ich noch das Rezept für hausgemachte Merguez, die französischen scharfen Lammbratwürste, die mittlerweile auch in Deutschland Einzug gehalten haben. Allein der Aufwand hielt mich noch davon ab – aber ich kann unseren Metzger ja schon mal nach den Schafssaitlingen fragen, mal sehen, wie lang die Bestellzeit ist.

Das Buch ist übrigens im Gräfe und Unzer Verlag erschienen und verspricht mit der „GU-Qualitäts-Garantie“ unter anderem „dreifach getestete Rezepte“. Alle Achtung. Der Verlag lobt für Leser, deren Erwartungen nicht erfüllt werden und die das dem Leserservice mitteilen, sogar eine Belohnung in Form eines Ratgebers aus. Ich bin – anders als häufig – bisher auch nicht mit Fehlern fündig geworden – und finde das eine ausgesprochen nachahmenswerte Initiative!

Bei der Bewertung war ich hin und her gerissen: das Buch hat mich nicht zu Begeisterungsstürmen veranlasst – dafür bin ich mit der französischen Küche vielleicht einfach zu sehr vertraut und das Buch bietet jemandem mit Erfahrung nicht viel Neues. Für Einsteiger in die Welt der französischen Alltagskost ist das Werk jedoch zu empfehlen: ansprechendes Layout, erprobte Rezepte, nützliche Infos. Daher von mir 4 Sterne für die „Fabelhafte Bistro-Küche“: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Veröffentlicht im Februar 2015

2 Kommentare

  1. barbara metzdorf

    liebe Valentina,
    gerade den kochbüchern von GU gehe ich aus dem Weg, nachdem ich 3 Rezepte mit erheblichen Fehlern erlebt habe, wie auch in den Brigitterezepten für Kekse.
    Essen und Trinken kocht offensichtlich nach, Christianverlag/Kaleidoskopverlag enthalten erprobte Rezepte, aber bevor ich ein Rezept im Kochkurs anbiete, koche ich es zur Probe.
    Ich freue mich über ihre Rezensionen
    schöne grüsse
    Barbara

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