Zwei Sterne: Begeisterung sieht anders aus.
Ich gebe es zu. So richtig erwärmen konnte ich mich für die kalten Suppen nicht. Weder geschmacklich, noch in Sachen Layout. Aber ich sollte vorn beginnen.
Es ist sicher nicht ganz leicht, ein Kochbuch nur für Suppen zu gestalten. Gerade für kalte Suppen und gerade da der deutsche Sommer das Bedürfnis nach Abkühlung nur selten entstehen lässt. Aber vielleicht wäre es gerade die Herausforderung, die in diesem Fall zu einem besonderen Kochbuch hätte führen können. Auch optisch. Ich hätte da viele Ideen: die total Abstraktion bei den Bildern, warme immer wieder neue Töne einer Suppe im gleichen Topf und noch vieles mehr. Der Foodfotograf hat beim Shooting für dieses Kochbuch die Phantasie leider vergessen. Eine Doppelseite, ein Rezept – ein Bild. So gut, so wenig begeisternd. Handwerklich kann man nichts bemängeln, dennoch ist der erste Eindruck leider enttäuschend.
Bleiben noch die Gazpacho-Rezepte: Die Autorin Anne-Catherine Bley eröffnete 2000 ihre erste Suppenbar in Paris und ist bekannt für ihre originellen Suppenkreationen. Sie hat bereits das Kochbuch Suppen und Soupes veröffentlicht, das mehr als 100 schöne Rezepte bereit hält und war daher für mich eine vielversprechende Anwärterin für ein Gazpacho-Kochbuch. Wohlgemerkt mit Ausrufezeichen auf dem Einband. Ich war gespannt.
Und wurde leider enttäuscht. Insofern korrespondiert die Gestaltung zu hundert Prozent mit dem Inhalt. Aus gestalterischer Sicht eigentlich fein. Aus meiner Genießersicht gar nicht fein. Hier hat Anne-Caterhine versucht, das Sommerloch zu füllen und kalte Suppen einzufüllen, deren Variationen manchmal wie an den Haaren herbeigezogen wirkten und keineswegs überzeugen. Schade.
Ein paar Beispiele: Dem Klassiker aus Gurken und Tomaten wird alles abverlangt. Und das endet in schier absurd wirkenden Varianten des gleichen Gerichts. Ein Gazpacho mal mit Chili, mal ohne. Klassiker wie etwa die Mandel Gazpacho mit Melone werden zwar handwerklich solide vorgestellt, aber sie verhindern nicht den Eindruck, dass das Thema eben nicht genug hergibt für ein Kochbuch.
Meine Experimentierlaune endete dort, wo Anne-Catherine Bley innovativ sein wollte. Eine Rote-Beete Gazpacho mit Orange ging noch als ehrenwerter Versuch durch. Die Nektarinen-Himbeer Suppe mit Basilikum war schlichtweg fürchterlich – hipp, dass man hier in Berlin sagen würde “Das ist höchstens was für Mitte.” Alles in alle sind ein zwei Rezepte bei uns auf wohlwollende Zustimmung gestoßen. Die meisten aber durchgefallen. Der Leser erkennt das Suppen-Sommerloch, wenn es vor ihm steht.
Veröffentlicht im August 2012