Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Auf der Suche nach vegetarischen Alternativen, die trotz meiner eigentlichen Vorliebe für Fleisch- und Fischgerichte nichts vermissen lassen, kommt mir Anna Jones’ Kochbuch wie gerufen. Garniert mit den passenden Stichworten ‚nachhaltig, vegetarisch, vegan‘, bin ich gespannt, ob mich ihre Vorschläge begeistern können.
Anna Jones (Foto links), auch die „Queen of the Greens“ genannt, ist eine der wichtigsten Autor:innen der modernen pflanzenbasierten Küche. Bevor sich die in London lebende Kochbuchautorin aber einen eigenen Namen machte, arbeitete sie für Jamie Oliver – und wurde Vegetarierin. Heute ist sie eine erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete Food-Autorin mit einer wöchentlichen Kolumne im „Guardian“. Alle ihrer bisher veröffentlichten Kochbücher wurden von Valentinas vorgestellt, dieses ist ihr viertes. Und wieder ist es bildschön – mit schwarzem Leinen-Buchrücken ausgestattet sowie zartgrauem Cover, das eine Zitrone samt Blatt auf einem schlichten weißen Teller abbildet.
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Mit „A Greener Way to Cook“ meint Anna Jones ihr Bestreben, zwar nach wie vor saisonale Lebensmittel zu verwenden, aber Zutaten zu meiden, die einen großen ökologischen Fußabdruck haben. Sie ruft dazu auf, Landwirte gezielt zu unterstützen, Verpackungsmüll zu vermeiden, gibt Tipps zur Aufbewahrung, Zubereitung und restloser Verwertung von Lebensmitteln und möchte uns eine Ernährungsweise nahebringen, die dem Planeten hilft. „In diesem Buch, so hoffe ich, führen Gedanken zu praktischem Handeln, werden aus Worten Taten“, schreibt Jones. Sie setzt dabei nicht auf einen radikalen Ansatz, sondern auf realisierbare Schritte, die nicht weniger bedeutsam wären.
Rezepte für einen gesünderen Planeten
Dabei geht sie praktisch vor. Alle Rezepte sind nach dem jeweiligen Kochutensil gegliedert, das benötigt wird – also Topf, Pfanne oder Blech. Die Doppelseiten sortieren dann Zutaten und Zubereitung übersichtlich neben den appetitanregenden Fotos von Issy Croker. Zwischendurch gibt es kurze Rezepte sowie Ideen für die schnelle Küche. Falls nicht vegan, nennt Jones vegane Alternativen oder z. B. bei Eiern einfach nur den Hinweis „weglassen“.
In den Kapiteln Planet I und II geht sie aber auch grundsätzlichen Fragen nach. Was ist eigentlich eine nachhaltige Ernährungsweise und was kann man konkret dafür tun? Hier zitiert Jones auch die Oxford-Studie „On the multiple environmental aspects of food and health“. Die kam zu dem Ergebnis, dass eine gesunde Ernährung in der Regel auch für die Umwelt am besten sei (mit interessanten Ausnahmen). Daneben zeigt jones Möglichkeiten auf für die zehn am meisten weggeworfenen Lebensmittel.

Aber letztlich entscheidet der Genuss: Als Erstes fallen mir beim Rezeptstöbern die erschreckend langen Zutatenlisten auf. Auf den zweiten Blick stelle ich fest, dass ich als routinierte Köchin vieles davon im Vorratsschrank habe. Schnell kleben dann meine Markierungen, was ich alles probieren möchte, dicht auf dicht entlang der Kochbuchseiten. Das geschätzte Lesebändchen ist dann für mein erstes Nachkochrezept reserviert, und zwar den pikanten Nudelauflauf mit geräuchertem Paprikapulver. Zunächst wird dafür das Gemüse im Ofen vorgegart, dann kommt die rohe Pasta mit Brühe und Dosentomaten dazu. Zum Schluss wird alles knusprig braun mit Käse und Bröseln überbacken. Was soll ich sagen: Er schmeckte so gut! Um den kleinen Rest gab es am nächsten Abend sogar Streit. Gut durchgezogen ist der Nudelauflauf fast noch besser.
Auch das von mir probierte zweite Rezept – Kuschari mit Kirschtomaten und Zimt – begeisterte mich. Ein Reis-Linsen-Gericht, das durch Koriander, Petersilie und Minze eine schöne Frische bekommt. Die frittierten Zwiebelringe als Topping sorgen für einen leckeren Kontrast.
Anna Jones:
„Bisher waren meine Bücher eher zurückhaltend in dem Anliegen, pflanzliche Produkte in den Mittelpunkt der Ernährung zu stellen. Obwohl es für mich beim Kochen und Essen immer zuerst um Freude, Genuss und Geselligkeit geht, finde ich, es ist jetzt Zeit, die notwendigen Veränderungen stärker in den Fokus zu rücken. Ich möchte zeigen, dass unsere Art zu essen azu beitragen kann, die Welt, in der wir leben, zu verändern.“
Etwas skeptisch wagte ich mich dann an die Rotkohl-Apfel-Suppe. Dem Genre Kohlsuppe stehe ich eher kritisch gegenüber. Sie war dann ein unerwartetes Highlight, sowohl optisch wie auch geschmacklich. Überhaupt überzeugt Jones mit neuen und interessanten Geschmackserlebnissen.
Zwar haben mich letztlich nicht alle probierten Rezepte auf Anhieb begeistert. Ein Beispiel war der gebackene Kürbis. Aber selbst dieser war am nächsten Tag zu einer Suppe püriert fein. (Anweisungen und Zeitangaben waren korrekt.)
Aber ich habe auch Details gelernt. Toll finde ich die Idee, Mini-Kapern knusprig zu braten. Diesen Kniff habe ich im Rezept für Pappardelle mit gerösteten Tomaten entdeckt. Und das Kapitel Resteverwertung bringt manch neue Idee hervor. Ich war tatsächlich noch nicht auf die Idee gekommen, Milch einzufrieren. Das funktioniert wirklich.
One – A Greener Way to Cook bestätigt einmal mehr, dass Anna Jones eine Ausnahme-Autorin der grünen Küche ist. Ihre raffinierte und geschmackssichere Verwendung von Gewürzen und Kräutern sorgen für vollen Geschmack und neue kulinarische Erlebnisse. Die Gerichte stehen für sich. Mitgenommen habe ich aus dem Kochbuch mit nachhaltigem Anspruch aber auch viele kleine Ideen, wie sich klimaschonender kochen lässt.
Veröffentlicht im Juli 2022