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Katharina Höhnk

Kochbuch von Anna Helm Baxter: Alles aus 1 Pfanne ★★

Alles aus 1 Pfanne – Clever und schnell gekocht
Anna Helm Baxter
Fotos: Beatriz Da Costa
AT Verlag (2018)
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Zwei Sterne: Begeisterung sieht anders aus.

Sabine Cikic

Von

Das Versprechen auf dem Buchrücken lockt: „Ideen für den hektischen Familienalltag und für Vielbeschäftigte mit wenig Zeit zum Kochen“. Sind wir das nicht fast alle? Ich lege begeistert los.

Die Idee für das Buch klingt zunächst plausibel: Alles aus einer Pfanne. Warum nicht? Aus einem Topf und auf einem Blech, alles schon da gewesen. Aber auch die Pfanne ja ein nützliches Utensil, erst recht, wenn sie backofentauglich ist.

Das dachte sich auch Anna Helm Baxter (Foto links), in New Jersey lebende Foodstylistin, Autorin, Rezeptentwicklerin und Mutter von zwei Kindern. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie genau zur auf dem Buchrücken anvisierten Zielgruppe gehört und ihre Inspiration aus eigener Erfahrung stammt.

Erstes Durchblättern – erste Irritationen

Doch schon beim ersten Durchblättern bin ich irritiert. Auf der Suche nach den Nachkochkandidaten gehe ich das Buch systematisch von vorne nach hinten durch und nehme erste Dinge wahr. Die auf die Kapitel „Vegetarisch“, „Fisch und Meeresfrüchte“, „Fleisch und Huhn“ „Pasta“ sowie „Kuchen und Desserts verteilten Rezepte werden immer auf einer Doppelseite präsentiert. Auf einer Seite sind die einzelnen Zutaten zu sehen, lose arrangiert, auf der anderen Seite das fertig zubereitete Gericht. In einem weißen Kasten stehen Titel, Portionsangaben, Zutatenliste und Zubereitungsanleitung, diese meist ziemlich kurz und daher ohne Absatznummerierung.

Wie lange man für ein jeweiliges Rezept an Zubereitungszeit einkalkulieren muss, wird nicht explizit ausgewiesen. Da das Buch ja für die schnelle Feierabendküche taugen möchte, gehe ich davon aus, dass es sich um Rezepte handelt, die in ca. 30 Minuten auf den Tisch stehen können. Was für ein Irrtum, jedenfalls zu einem sehr großen Teil.

Schon beim vierten Rezept, der Grünkohl-Käse-Pfanne, lese ich erstaunt, dass ich, nachdem ich bereits etwa 15 Minuten mit der Pfanne am Herd zugange war, nun alle Zutaten in die Pfanne geschichtet werden sollen, diese dann wiederum 8–24 Stunden kühl gestellt werden soll, um am nächsten Tag nach Vorheizen des Ofens in selbigem 45–50 Minuten zu verweilen, bis das Essen fertig ist. Auch die Lamm-Tajine gart – ohne Vorbereitungszeit! – 1½ Stunden, die in Bier geschmorten Rinderrippchen sogar 2½–3 Stunden. Und das sind nicht die einzigen Gerichte, die irgendwie nicht zum Versprechen passen wollen.

Versteckte Arbeitszeiten, keine Beilagen

Generell sind in allen Rezepten versteckte Arbeitszeiten enthalten, da die Zutatenliste die bereits vorbereiteten Zutaten nennt: Da sind die Zwiebeln schon gehackt, die Pilze in Scheiben geschnitten oder die Grünkohlblätter gewaschen, von den Stängeln gezupft und geschnitten. Ich fange an, mich zu ärgern, dass dem Leser hier so etwas zugemutet wird.

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Wenig überzeugend ist es zudem, wenn Rezepte präsentiert werden, die man ohne weitere Beilagen einfach nicht essen möchte. Zum Beispiel die in Bier geschmorten Rippchen: Viel Soße mit Fleisch drin, nix dazu, nicht mal Baguette wird empfohlen. Oder die völlig uninspirierten Crêpes: Ein Stapel trockene Crêpes auf einem Teller. Klar, jeder weiß, dass man da Marmelade draufschmieren kann, aber davon ist eben keine Rede. Und so frage ich mich schon, was das für eine Mahlzeit sein soll?! Überhaupt: Bei so wenigen Rezepten ganze 11 Rezepte für „Kuchen und Desserts“, wer braucht das, wenn er ein schnelles Abendessen sucht?

Für das Nachkochen suche ich mir also Gerichte aus, die a) wirklich einigermaßen schnell gehen und die b) vielleicht auch ohne Beilagen funktionieren könnten. Nur eines der Rezepte, das „Schnelle Biryani“, erfüllte dann meine dritte Erwartung, dass es c) sogar noch schmeckt und auch mal wiederholt werden möchte.

Das Konzept mit der einen Pfanne als schnelle Feierabendlösung will bei Anna Helm Baxter nicht so richtig aufgehen. Da werden Gerichte stundenlang auf dem Herd geschmort oder im Ofen gebacken und anschließend ohne Beilagen serviert – dann würde man ja mehr Töpfe oder Geschirr benötigen. Selbst schnellere Gerichte benötigen dann doch oftmals 45 Minuten Zubereitungszeit und länger, wenn man die versteckten Vorbereitungszeiten zu den Garzeiten dazurechnet. Durch die fehlenden Zeitangaben ist es noch schwieriger, vernünftig einzuplanen, ob ein Gericht je nach zur Verfügung stehender Zeit oder Motivation nach einem langen Arbeitstag noch realisiert werden kann. Definitiv kein Buch für die schnelle Feierabendküche.

Veröffentlicht im Februar 2019

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