Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Ich bin keine Schweizkennerin, so viel steht fest. Auf dem Cover des von Alfred Haefeli veröffentlichten Buches ist ein Kochlöffel auf einer karierten Tischdecke zu sehen. Und anstatt die Farben der Schweizer Fahne zu erkennen, habe ich für etwa fünf Sekunden gedacht: „Warum ist da so viel rot und so viel weiß?“ Aber eines habe ich durch Die besten Schweizer Rezepte gelernt: Meine Familie und ich mögen das Essen des Alpenlandes und deshalb auch dieses solide Kochbuch.
Genau einmal war ich bislang in der Schweiz, und zwar in Zürich. Da war ich ziemlich jung, alles kam mir so wahnsinnig teuer vor und ich investierte einen Großteil meines Geldes in Schuhe. An Restaurantbesuche war da nicht zu denken und so beschränkten sich meine kulinarischen Höhepunkte auf Sprüngli-Schokolade und Gruyère. Beides nicht schlecht, aber da muss es ja noch mehr geben. Damit ich diese Wissenslücke endlich schließen kann, bietet sich das neu erschienene „Die besten Schweizer Rezepte und ihre Geschichten“ von Alfred Haefeli geradezu an.
Alfred Haefeli (Foto links) hat bereits mehrere Bücher unterschiedlichster Couleur zum Thema Schweiz veröffentlicht und stellt in Die besten Schweizer Rezepte die kulinarischen Spezialitäten seines Landes vor. Unterteilt hat er die Kapitel in „Suppen“, „Für den kleinen Hunger“, „Vegetarisch“, „Fleisch und Fisch“, „Aus dem Ofen“, „Eintöpfe“ und „Desserts“. Jedes der 74 Rezepte nimmt zwei Seiten ein: Auf der einen ein Foto, auf der anderen das Rezept sowie eine Geschichte rund um dieses Gericht. Das sind wenige Zeilen beispielsweise zur Warenkunde, zur Rezepthistorie oder regionalen Zutaten- und Sprachbesonderheiten. Dies war für mich mal mehr, mal weniger interessant zu lesen. Wirklich neu für mich war, dass in der Schweiz auch Reis angebaut wird.
Die von Haefeli ausgesuchten Rezepte geben einen guten Einblick in die Schweizer Küche: Gekocht wird mit regionalen Zutaten, Gutes aus anderen Ländern wird kulinarisch integriert (z. B. Gugelhupf) und die Gerichte sind oft sehr reichhaltig gehalten. Da kommen Sahne, Käse und Speck zum Einsatz und das nicht zu knapp. Sicherlich aus diesem Grund keine Küche für jeden Tag, aber trotzdem eine leckere. Die Zubereitung der Gerichte gelingt mittels der kurzen, aber stimmigen Anleitungen auch ungeübteren Köchen, denn da gibt es keine spektakulären Techniken zu meistern. Und: Für die Schweizer Koch- und Zutatenbegriffe hilft das Internet immer weiter.
Der Reiz des Buches besteht für mich in dem Zusammenführen solider, erprobter Rezepte. Es handelt sich dabei um die gute Hausmannskost, die bei mir aber (warum eigentlich?) zu selten auf den Tisch kommt.
Für den nächsten Schweizbesuch gilt auf jeden Fall: Ab ins Restaurant (und dann erst in den Schuhladen). Bis dahin werden wir uns aber immer mal eines der leckeren Schweizer Gerichte zubereiten, denn die haben das Potenzial zu echten „Familienklassikern“, auch in Berlin!
Veröffentlicht im November 2010