Ein Stern: Am besten umtauschen.
Wenn mich ein Kochbuchautor einmal begeistert hat, dann begegne ich jeder seiner Neuerscheinung mit einem Gefühl der Treue – und kaufe es wieder. Das Verhalten lässt sich auf alle weiteren von mir geliebten Genres übertragen, von der Kunst über Literatur bis zum Film. Es gibt Schriftsteller, deren Bücher bei mir ein halbes Regalbrett einnehmen, aber eigentlich blieb das Erste das Beste. Daher habe ich meinen Treue-Reflex durch die “Theorie der Meisterwerke” ersetzt. Es kann nicht jedes Werk von gleicher Qualität sein, so sehr das auch meine Hoffnung ist. Denn einem großen “Wurf” folgen viele kreative Fingerübungen, bis wieder etwas Besonderes gelingt. Das gilt voll und ganz für die Vielproduzierenden. Und da wären wir endlich bei Alfons Schuhbeck mit seinem Kochbuch Meine deutsche Küche.
Und die schlechte Nachricht vorneweg: Seine Neuerscheinung eine kreative Fingerübung zu nennen, ist aus meiner Sicht ein unverdientes Kompliment. Nachdem mich sein Kochbuch Meine bayerische Küche mit seinen recht aufwendigen, doch tollen Rezepten mitgerissen hat, so habe ich nach vier Rezepten aus seiner neusten Rezeptsammlung enttäuscht abgebrochen – das war verlorene Zeit und Müh‘.
Das Kochbuch Meine deutsche Küche präsentiert sich hinsichtlich Konzept und Gestaltung genauso wie die vorangegangenen. Das birgt bereits den Keim der Langweile. Gab es denn keine Ideen, wie man die treuen Leser auf das Angenehmste überraschen könnte?
Herr Schuhbeck bietet traditionelle Rezepte aus allen Bundesländern, eine längere Zutatenliste erwartet den Leser und jeweils einen “Schuhbeck Küchentipp”. Einige Rezeptnamen waren mir unbekannt: So blieb mir ein Rätsel, was ein Schnüsch oder Huchen ist. Eine Erläuterung ist von dem Autor nicht zu erwarten. Wenn man sich mit dem romantischen Mantel regionaler Begrifflichkeiten schmückt, sollte man auch die Erläuterung nicht scheuen, finde ich.
Auf eine weitere Nennung ist dafür Verlass: Chillisalz, Chilliflocken oder Chilli-X sind nonstop als Zutaten gelistet. Ob hier für die Auswahl das Aroma der Gerichte im Fokus stand, möchte ich bezweifeln. Vielleicht eher die Vermarktung von Schuhbecks Gewürzhandel? Fast könnte der Titel des Buches umgedeutet werden in “Die deutsche Küche mit Chilli”!
Bei den Zutaten gleitet der Kochbuchautor mitunter gerne ins Restaurant-Niveau hinein: Wachteleier, Schnecken und Austern sind dabei. Seine häufige Verwendung von Kalbsfleisch finde ich unzeitgemäß: In Anbetracht der Tatsache, dass die Tiere zwischen dem 10 und 13 Monat geschlachtet werden und „tierische“ Kinder sind, wäre eine Verwendung mit Augenmaß angebracht. Seine Desserts haben Old-Boy-Niveau: Alkohol als Zutat ist stets präsent. Meine Koch-Ergebnisse haben mich vom Hocker gerissen, aber leider nicht vor Freude!
Herr Schuhbeck, bitte legen Sie eine kreative Pause ein!
Veröffentlicht im Oktober 2009
Zu Herrn Schuhbeck fiel mir ein: Er hat vor Jahren viel Geld verloren und will wohl die Konten auffüllen.
Das wollen viele andere kochlöffelschwingende Menschen natürlich auch.
Viele Grüße und weiter so mit Ihrem wunderbaren Kochbuch!!
Perlhuhn
Liebes Perlhuhn, – Sie haben sich einen wunderbaren Namen ausgesucht – das wird es wohl sein! Besten Dank auch für die Ermutigung! 🙂