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Katharina Höhnk

Kochbuch: Feasting with Bompas & Parr

Feasting with Bompas & Parr
Powerful Recipes & Savage Tales of Food for Feasting
Harry Parr, Sam Bompas, Anocva Books (2012)

Sabine Cikic

Von Sabine Cikic

Es gibt Dinge, die polarisieren. Man hasst sie, oder man liebt sie. Das können Gemüsesorten sein, Filme, Städte. Man kann darüber dann meistens vortrefflich streiten, und wird doch einander nie verstehen. Und über was könnte man besser streiten als über Kunst?

Aber so einfach machen es uns Sam Bompas & Harry Parr nicht. Ihr aktuelles Buch „Feasting“ fasziniert und stößt ab. Ich betrachte Bilder, die in meinen Augen zutiefst verabscheuenswürdig sind, bewundere aber gleichzeitig andere, die so unfassbar schön sind und zum Träumen bringen und ertappe mich, wie ich doch darüber nachdenke, das ein oder andere Rezept auszuprobieren. Ja, es geht in diesem Buch auch um Rezepte, das kann man bei all der Bildgewaltigkeit glatt vergessen.

Meister der Inszenierung

Vor allem aber geht es um die perfekte Inszenierung. Bompas & Parr, die auf manchen Fotos wie gelangweilte Kids aus reichem Hause wirken, sind Meister darin. Seit 2007 toben sie sich weltweit aus und kreieren Dinner-Events, die man wohl nicht so schnell vergisst, wenn man denn dabei war. In einem tollen ersten Kapitel streifen wir durch die Jahrhunderte und die elf denkwürdigen Gelage, die hier gelistet werden, lassen erahnen, dass keine, aber auch wirklich keine Idee zu groß oder absurd sein kann für die beiden Visionäre.

Das Spektakel ist so wichtig wie das Essen

Der Verdacht erhärtet sich bei der Lektüre der nächsten Kapitel, in denen es von der Themenfindung über Tischdekorationen, Auswahl des geeigneten Feuerwerks, Bekleidung der Servicekräfte und allgemeine organisatorische Fragen der Planung hin zu den Rezepten geht. Diese sind teilweise wirklich erstaunlich simpel gehalten, denn, das betonen Bompas & Parr immer wieder, das Spektakel ist mindestens genauso wichtig wie das Essen. Und ein sehr einfaches Gericht schmeckt in einer ganz pompösen Umgebung sowieso ganz anders als zu Hause am heimischen Küchentisch. Was aber wiederum nicht heißt, dass das Essen nicht eben doch auch Teil der Inszenierung ist. Und so werden Wachteln mit Juwelen geschmückt, riesige Schinken in Glitzer gewälzt, Froschschenkel in Mayonnaise abtauchend serviert (das ist hier ganz bildhaft gemeint), Langusten zu gigantischen Türmen aufgestapelt, und das stimulierende Trifle mit Absinth und narkotischem Äther muss man sich auch erst einmal trauen zu servieren. Natürlich fehlen Jelly-Rezepte nicht, genauso wenig Cocktails – auch hier wieder ein herausforderndes Rezept für „the world’s most intoxicating drink“.

Pferde auf Wolkenkratzern in New York

Meine Gedanken schweifen zurück zum ersten Kapitel, das mit den historisch belegten Events. Kellner auf Fahrrädern in Paris, Pferde auf Wolkenkratzern in New York, überflutete Räume inklusive Fischen und Schwänen im Savoy Hotel in London. Vielleicht sind Bompas & Parr gar nicht so verrückt. Obwohl es schon zumindest bemerkenswert ist, wie ernsthaft die beiden versuchen, uns „Normalos“ dazu zu bringen, es ihnen gleich zu tun. Das Rezept für die „Lanvin Meringues“ liefern sie beispielsweise mit zwei Mengenangaben – für 20 oder 33.000 (!) Portionen. Aber bei aller Lernfähigkeit… nööö. So werde ich mich langsam heranwagen, vielleicht erst einmal die „Ice Cream Mélange“, oder „Chilled Grapefruit with Crème de Menthe“, und dann mal weitersehen. Und wer weiß, vielleicht lasse ich mich doch noch von der ein oder anderen Deko-Idee inspirieren…

Veröffentlicht im April 2013

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