Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Auch wenn ein schneller Blick auf das Cover nicht auf Anhieb verrät, um was es sich hier dreht, so lohnt sich ein Moment des Verweilens. Denn zwischen den Buchdeckeln finden sich wunderbare Rezepte rund um die Wurst, raffiniert verfeinert und zu Ende gedacht, aber immer noch für den Homecook bestimmt. Verfasst von zwei leidenschaftlichen Idealisten, die in Hamburg kochen und jeden Gast willkommen heißen.
Wir Deutschen und die Wurst. Eine innige Beziehung, die sich nicht nur an der Anzahl der verspeisten Würste pro Bürger ablesen lässt, sondern auch an unserem Wortschatz. Keine andere Spezialität nimmt einen solch prominenten Platz ein: Von der beleidigten Leberwurst über den Hanswurst bis zu „Ist mir Wurscht“ – eine schier unglaubliche Menge an Sprichwörtern wird mit der fleischigen Speise illustriert.
Dass die Wurst publizistisch wenig Huldigung erfährt, das wurde mir bewusst, als ich in dem Kochbuch Curry Queen stöberte. Hier geht es nämlich nur um die Wurst. Darauf weisen das sonderbare Cover und der Hauptitel nicht so unmissverständlich hin, wie es das Kochbuch verdient hätte, denn das Thema blitzt erst im Subtitle auf. Nur die Bewohner Hamburgs wissen schon Bescheid. Denn die beiden Autoren, Sascha Basler und Bianka Habermann, eröffneten in der Hafenstadt 2007 ein Wurst-Restaurant, das sogar vom Gault Millau (als Wurst-Imbiss) geführt wird.
Die Welt der Würste
Von der Blutwurst bis zur Wollwurst, die leidenschaftlichen Autoren stellen dem Leser Spezialitäten aus der ganzen Welt vor. Manches davon lässt sich nicht ganz so leicht beziehen. Selbst ich, die ich hier in Berlin recht gut versorgt bin, musste bei Wagyu Kobestyle passen. Aber wie gut das Buch durchdacht ist, lässt sich daran erkennen, wie die Autoren mit diesen eher exotischen Zutaten umgehen: Alles, was nicht ganz so gängig ist, wird erläutert, ggf. mit einer Bezugsadresse versehen oder sogar mit einem Grundrezept zum Selbermachen (z. B. Entenwurst).
Curry Queen ist aber keinesfalls ein Naschlagewerk, sondern in erster Linie ein Kochbuch. Rezepte für Vorspeisen, Salate, Eintöpfe, Imbissklassiker de Luxe, Deutsche Wurstklassiker, Internationale Wurstklassiker oder auch Wurst Cuisine sind hier zu finden. Ich wusste nicht, wo ich beginnen sollte, nachdem ich mich eingelesen hatte und die mich nicht ganz so ansprechende Ästhetik überwunden hatte. Sascha Basler und Bianka Habermann haben die Gerichte alle mit eleganten Raffinessen ausgestattet bzw. so zuende gedacht, dass sie keinen Handschlag mehr benötigen, um einen bewundernden Ausruf zu entlocken.
Zubereitung & Zutaten
Der Clou liegt in der Zubereitung oder den verfeinernden Zutaten – alles im machbaren Bereich für Homecooks. Gelernt und neu entdeckt habe ich einiges: z. B. die Verwendung von Noilly Prat, einem Wermut, den sogar mein ordinärer Supermarkt führt, und das Gewürz Raz el hanout, das ich online bestellt habe (aber nicht beim im Kochbuch protegierten Ingo Holland). Diese Grundzutaten kann man übrigens getrost mit in den Einkaufskorb packen, wenn man das Buch kauft. Sie tauchen immer wieder in den Rezepten auf.
Was ich ästhetisch an dem Buch vermisst habe, ist Wärme. Die Fotos von Klaus Arras sind perfekt, aber ein wenig Zufälligkeit im Foodstyling hätte ihnen gut getan. Auch das Übermaß an Weiß harmoniert in meinen Augen nicht so ganz mit dem Thema, dem Buchinhalt und den leidenschaftlichen Autoren – das alles schafft unnötige Distanz.
Trotzdem: Ich fand die Gerichte so gut, dass die verlegerische Umsetzung marginal wird bzgl. der optischen Umsetzung. Die Lorbeeren hat sich das Buch verdient für seine wunderbaren Rezepte.
Veröffentlicht im April 2011
Das Buch musste sofort bestellt werden und im gleichen Atemzug habe ich mir zu Weihnachten einen Fleischwolf gewünscht um die Würste selbst machen zu können 🙂 Kann es kaum erwarten die Rezepte zu testen. Deine Seite ist eine echte Schatztruhe 😀 Bin hellauf begeistert.
LG Corinna <3
Meinen herzlichsten Dank, Corinna. Das freut mich sehr. #youmademyday