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Katharina Höhnk

Interview: Ursula Schersch über ihr Kochbuch „Taste of Travel“

Taste of Travel – Die besten Rezepte der Welt Schritt für Schritt erklärt, Ursula Schersch, Gräfe und Unzer Verlag (2022)

Ursula Schersch ist Journalistin, Kochbuchautorin und Foodbloggerin. Sie schreibt über weltweite Klassiker und unbekanntere Gerichte. Insbesondere das Thema Streetfood ist ihr kulinarisch ein Anliegen.

Die Österreicherin lebte mehrere Jahre in den USA und hat über 50 Länder bereist.

Nach ihrem Kochbuch Die Welt im Einmachglas ist nun ihre zweite Rezeptsammlung erschienen. Benannt ist sie nach ihrem Foodblog „Taste of Travel“. Sie umfasst eine spannende wie diverse Auswahl an klassischen Gerichten von morgens bis abends und zum Naschen, die man sofort ausprobieren möchte.

INTERVIEW

Katharina Höhnk: Wo entdeckst du die Gerichte, die Du in Deinen Kochbüchern und auf Deinem Blog vorstellst?

Kochbuch von Ursula Schersch: Taste of Travel
Kochbuch von Ursula Schersch: Taste of Travel

Ursula Schersch: Ich reise gerne lange und langsam (oft viele Monate), um ein Land, natürlich samt seiner Kulinarik, intensiver kennenzulernen. So kann man sich den landestypischen Spezialitäten am besten annähern, zum Beispiel indem man Gastgebern hin und wieder beim Kochen über die Schulter schaut.

Derzeit tauche ich seit einigen Monaten in den pazifischen Raum ein. Aber nicht nur vor Ort lässt sich Neues entdecken. Internationale Freunde tischen hin und wieder grandiose Gerichte aus dem Familienfundus auf, über solche Rezepte freue ich mich immer besonders.

Katharina: Dein neuestes Kochbuch heißt „Taste of Travel“ wie Dein Blog. Das Buch zuvor widmete sich dem Thema „Die Welt im Einmachglas“. Woher kommt Deine Leidenschaft als Österreicherin für Länderküchen?

Ursula: Die österreichische Küche ist wunderbar! Und doch tut etwas Abwechslung in der Aromenwelt hin und wieder ganz gut.

Zum Essen habe ich eigentlich erst über das Reisen gefunden. Ich finde es unglaublich spannend, ein Gericht zu essen, das ich bis dato nicht kannte oder noch nie probiert habe.

Mittlerweile ist der kulinarische Aspekt beim Reisen für mich einer der allerwichtigsten. Wenn mich jemand nach meinem Lieblingsgericht fragt, tue ich mich sehr schwer, eine Antwort zu finden. Ich lerne immer wieder neue Gerichte kennen, die ich sehr gerne mag, daher ändert sich das ständig.

Interview: Ursula Schersch über ihr Kochbuch „Taste of Travel“ Katharina: „Taste of Travel“ ist eine Rezeptsammlung mit Rezepten von allen Kontinenten dieser Welt. Wie ist die Auswahl entstanden?

Ursula: Dieses Buch schwebte mir schon seit vielen Jahren im Kopf herum, daher sollte es meine absoluten Lieblingsrezepte enthalten. Ich habe mir die Auswahl der Rezepte nicht leicht gemacht. Sie folgt meinen Vorlieben sowie kulinarischen Erfahrungen und orientiert sich an meinen Auslandsaufenthalten und Reisen. Der gemeinsame Nenner ist, dass die Rezepte im Buch glücklich machen sollen, echte Wohlfühlküche also.

Das Buch sollte auch eine gute Mischung aus schnellen, einfachen Rezepten sowie Rezepten fürs Wochenende sein, wenn mehr Zeit ist. Bei der Auswahl habe ich darauf geachtet, dass die Rezepte auch mit heimischen Lebensmitteln möglichst gut nachkochbar sind, auch wenn sie aus aller Welt kommen und teils exotisch klingende Namen haben. Gerade bei frischen Zutaten wie Obst und Gemüse sind mir Regionalität und Saisonalität sehr wichtig.

Meine persönlichen Vorlieben spiegeln sich klarerweise im Buch wider. Frühstück esse ich sehr, sehr gerne. Klassische Frühstücksgerichte esse ich daher zu jeder Tageszeit, ob Pancakes, Granola oder Shakshuka. Ich bin auch ein großer Fan von luftigem Hefegebäck wie spanische Ensaimadas, japanische Milchbrötchen oder den ultimativen Cinnamon Rolls.

Auch cremige Currys, Burger samt selbst gebackenen Buns (vegetarisch und mit Fleisch) oder kleinere Snacks wie knusprige Potato Wedges, indische Samosas oder südamerikanische Empanadas gehören zu meinen Lieblingen. Und natürlich dürfen auch Desserts und österreichische Mehlspeisen nicht fehlen, von Kaiserschmarrn bis Brownie macht mich alles glücklich!

Interview: Ursula Schersch über ihr Kochbuch „Taste of Travel“ Katharina: Ein besonderer Schwerpunkt sind die USA. Dort hast Du einige Jahre als Kochlehrerin in der Erwachsenenfortbildung gearbeitet. Was begeistert dich an der US-Küche und wie hat sie Deinen Blick aufs Kochen verändert?

Ursula: Die Kochkurse, die ich in den USA hielt, beschäftigten sich inhaltlich mit der österreichischen Küche und dem Brotbacken. Umgekehrt koche ich nun auch in Österreich gerne Gerichte aus den USA und schreibe für eine österreichische Tageszeitung eine Kolumne über die US-Küche. Was nun „typisch USA“ ist, lässt sich allerdings gar nicht so leicht festmachen, das ist von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr verschieden. Während im Nordosten der USA Baked Beans Tradition haben, ist es in den Südstaaten ein Gumbo und in Kansas BBQ.

Was mich aber sehr begeistert, ist die hohe Dichte an verschiedenen Länderküchen, die durch die Einwanderung aus allen Teilen der Welt entstanden ist. Vor allem größere Städte bieten hier eine enorme Auswahl und das meist in sehr authentischer Qualität. Das ist in vielen europäischen Städten einfach nicht der Fall. Oh, und was mich natürlich noch begeistert, ist das klassische Pub Food wie Burger, Loaded Nachos, Tacos oder knusprige Potato Wedges. Das esse ich doch hin und wieder sehr gerne, zu einem Pint IPA passt es einfach am besten.

Zum Weiterlesen:

Leseprobe beim Verlag

Blog & Instagram der Autorin

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Katharina: Das Besondere an Länderküchen sind nicht nur deren eigenständige Aromenwelten, sondern auch unbekannte Kochtechniken. Was für „Leckerbissen“ in dieser Hinsicht hält Dein Kochbuch bereit?

Ursula: In anderen Ländern kocht man anders und hat oft auch eine andere Herangehensweise. Ob das jetzt ein indisches Fladenbrot ist, das bei sehr großer Hitze für nur wenige Sekunden in einem Tandoor-Ofen gebacken wird, oder roher Fisch, der in Limettensaft gebeizt, statt gekocht wird, wie in Südamerika und im pazifischen Raum.

Eine Kochtechnik, die ich sehr gerne verwende, auch weil sie unkompliziert und schnell gemacht ist, ist der Vorteig Tangzhong aus der asiatischen Backtradition. Durch Erhitzen eines Teils des Mehls mit Wasser in einem Vorteig kann das Mehl die Flüssigkeit besser aufnehmen. Brot oder briocheähnliches Gebäck wird dadurch weich, luftig und saftig. Im Kochbuch werden zum Beispiel die japanischen Milchbrötchen oder Po Lo Bao Pineapple Buns aus Hongkong damit gemacht. Die Schritt-für-Schritt-Fotos im Buch sollen mit dazu beitragen, das Rezept so verständlich und gelingsicher wie möglich zu machen, wie sich das auch bereits auf dem Blog bewährt hat.

Katharina: Spannend finde ich an Deinem Kochbuch auch, dass Du Dich entschlossen hast, Rezepte mit heimischen Zutaten zu regionalisieren. Was war die Idee dafür, an welchen Stellen knirschte es mit dem Aspekt Authentizität und was sind Beispiele dafür?

Ursula: Das ist immer ein bisschen eine Gratwanderung. Einerseits finde ich Gerichte in ihrer ursprünglichen Form am besten, ohne viel an ihnen herumzuändern. Andererseits kann ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass gerade frische Lebensmittel, die auch noch gekühlt werden müssen, zuerst um die halbe Welt reisen, bevor sie im Topf landen. Manche Rezepte sind aus diesem Grund aus dem Buch gefallen. Wo dieser Kompromiss beispielsweise sehr gut funktioniert, ist das thailändische rote Curry im Kochbuch. In Thailand enthalten rote Currys oft grüne Thai-Auberginen, Erbsen-Auberginen und Schlangenbohnen. Mein Rezept verwendet heimisches Gemüse wie Kürbis, grüne Bohnen und Paprika, die ein ebenso großartiges Ergebnis liefern. Bei der Hawaiianischen Poke Bowl verwende ich statt Thunfisch einen in Österreich nachhaltigeren Seesaibling.

Katharina: Du bist Autorin und Fotografin des Kochbuchs. Wie lange hast Du an dem Kochbuch gearbeitet? Und welches Rezept hat am meisten Akribie gekostet?

Ursula: Es sind tausende Stunden Arbeit in dieses Buch geflossen und ich habe mehr als ein Jahr intensiv daran gearbeitet. Rechnet man die Planung im Kopf mit ein, dann kann man noch ein paar Jahre dazulegen (lacht). Nachdem ich Autorin und Fotografin zugleich bin, so wie auch auf meinem Foodblog, ist ein Kochbuch wie dieses sehr aufwendig. Jedes einzelne Rezept ist bebildert und durch die zusätzlichen Schritt-für-Schritt-Fotos, die den Großteil der Rezepte begleiten, sind 500 Fotos im Buch. Ein Megaprojekt also. Aber ich freue mich riesig über dieses Buch! Ich hatte dieses Buchprojekt wirklich schon sehr lange geplant und freue mich nun umso mehr, dass es jetzt Realität ist und ich darin blättern kann.

Katharina: Herzlichsten Dank!

Veröffentlicht im Dezember 2022

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