Valentinas stellt seit 2008 Kochbücher mit ihren besten Rezepten vor.

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Read, cook, enjoy!
Katharina Höhnk

Claudio Del Principe bloggt seit 2007 auf anonymekoeche.net. Für den in Basel lebenden Texter sind Geradlinigkeit und Einfachheit beim Genießen und Schreiben elementar. Aus seinen kulinarischen Erlebnissen formt er mitreißende Erzählungen samt Rezepten. Zu seinem Blog hat sich nun im Herbst 2009 das Kochbuch Anonyme Köche gesellt.

Valentinas-Kochbuch.de: Zunächst herzlichen Glückwunsch zu Deinem ersten Kochbuch. Welche Idee habt Ihr – Du und der Verlag – dafür entwickelt? Was erwartet den Leser?

ClaudioClaudio Del Principe: Meine Redaktorin (die beste, die man sich wünschen kann!) Sabine Sälzer, selbst erfolgreiche Kochbuchautorin, war erst mal hingerissen von den Geschichten und Rezepten auf anonymekoeche.net. Es war daher von Anfang an klar, dass wir mit dem Buch ganz nahe beim Esprit vom Blog bleiben wollten. Es sollte ein innovatives Koch-Lesebuch werden, das einen ins echte Leben mitreisst und die Kochleidenschaft entfacht, die in so vielen von uns schlummert. Die frische, authentische Tonalität sollte über einer gewohnten Ratgeber- oder Kochbuchsprache stehen. Eine Verlockung, der wir im Laufe der Konzeption zum Glück widerstehen konnten, war, ein Männerkochbuch zu machen. Vielleicht hätte man da einen Nerv getroffen, aber letztendlich hätten wir uns selbst beschnitten, denn ich bin weder ein typischer „Nur-mit-Kumpel-Kocher“ noch werden meine Geschichten auf dem Blog überwiegend von Männern gelesen – eher das Gegenteil ist der Fall!

Aber das Unglaublichste war, dass ich „Carte Blanche“ hatte für die Umsetzung. Damit geht ein dickes Danke an GU, sich auf Neuland gewagt zu haben. Und getreu meiner Maxime „less is more“ haben wir möglichst viel vom Vorhandenen redigiert und übernommen: Geschichten, Rezepte, Typo, Illus, Layout. Dass einige es vielleicht nicht ganz unkritisch sehen, „kostenlose“ Onlinerezepte in ein Buch zu packen, kann ich verstehen. Aber ich sehe es so: Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch. Wer nimmt schon den Laptop neben den Herd, ins Bett oder in den Urlaub, um in «Anonyme Köche» zu lesen? Und wer sagt, dass ein Text der schon einmal „online“ war, nicht auch in einem Buch vorkommen darf? Das ist doch eine absurde Haltung. Für jemanden wie mich, und sicher auch für viele andere Foodblogger, die wertvollen Content einfach so online stellen, dazu meistens noch lesefreundlich werbefrei, ist es viel wichtiger zu geben als zu nehmen.

Leider ist das Credo vieler Leute heutzutage aber das pure Gegenteil: Ich nehme einfach – ich bin doch nicht blöd! Ich habe mir schon so manches Buch gekauft, das aus gesammelten Kolumnen besteht (Martin Suter zum Beispiel), die ich alle schon gelesen hatte. Egal, jetzt sind sie gebunden in einem Buch und das gehört mir. Und das macht mich glücklich, punkt. Es ist diese Haltung, die eine Leserin, ein Leser in meinem Buch spürt. Bei jeder Geschichte, jedem Rezept, jedem Gedankenausflug in die Welt des Essens und Geniessens. Ich hoffe, lesen in «Anonyme Köche» ist ein wenig wie mit einem Glas Rotwein und mir auf dem Balkon über gutes Essen zu reden, während die anderen drinnen Party machen.

Valentinas-Kochbuch.de: Eine besonderes Lesevergnügen sind für mich Deine Erzählungen zu den Rezepten. Sie klingen sehr spontan. Verrate mir bitte, stimmt der Eindruck?

Claudio Del Principe: So ein Feedback freut mich besonders, danke! Das ist einer der wesentlichen Züge von Blogtexten: Sie sind (im besten Fall) spontan, einzigartig, authentisch. Warum? Weil ich als Autor unabhängig bin. Mich als Werbetexter befreit es auch, für einmal nicht für eine bestimmte Zielgruppe schreiben zu müssen. Für keinen Chef, Kunden und keine Redaktion. Ich schreibe nur für mich selbst. Quasi als Fingerübung. Und siehe da, die Texte finden eine Leserschaft, ganz wie von selbst, ohne ausgeklügeltes Marketingschema. Mich fasziniert das enorm. Und das ist auch eine wesentliche Triebfeder. Schreiben, ohne zu berechnen, wie es den anderen schmecken wird. Das hat Suchtpotential! Dass ich dabei auf eine konzentrierte Sprache achte, hat wiederum mit meiner Grundeinstellung zu tun: Weglassen, was immer man weglassen kann. Auch Sprache sollte man eben, wie eigentlich alles, das man sich zuführt, genießen.

Valentinas-Kochbuch.de: Deine Rezepte zeichnen sich durch einen gradlinigen Charakter im Sinne von “Was kann ich alles weglassen, damit es noch purer und schlichter schmeckt?” aus. War diese Vorliebe immer eindeutig?

Claudio Del Principe: Es hätte eindeutig sein müssen, sagen wir es mal so, rein von der genetischen Veranlagung her. Ich bin zwar in Basel geboren, aber meine Eltern kommen aus den Abruzzen. Zuhause gab es grösstenteils eine veritable Cucina Povera Abruzzese. Die kommt mit sehr wenig Zutaten aus – und macht das Beste daraus. Als junger Autodidakt hat man jedoch Appetit auf mehr. Einflüsse des nahen Elsass, Badischen und die Neugier auf Kochbücher, Genuss-Magazine oder Sterne- und Fernsehköche liessen mich recht lange recht dilettantisch herumpanschen. Ich musste tatsächlich erst eine gewisse Reife erlangen, um die Dinge aufs Wesentliche reduzieren zu können. Dafür gelingt mir das nun auch in anderen Bereichen, wie beim Schreiben zum Beispiel.

Valentinas-Kochbuch.de: In der Einleitung schreibst Du, Hobbyköche sind pfui, sie seien pedantisch und schwörst dabei auf die Freiheiten des Fehlermachens der Amateurköche. Was provoziert Dich an den Sonntagsköchen?

Claudio Del Principe: Das fängt eben schon beim Begriff an. Hobby ist eine Beschäftigung, die jemand nicht aus Notwendigkeit, sondern freiwillig als Freizeitvergnügen ausübt. Von mir aus auch leidenschaftlich und durchaus auf hohem Niveau. Ich aber sehe Kochen sehr wohl als eine Notwendigkeit, also als etwas Alltägliches. Das kann ebenso leidenschaftlich und auf hohem Niveau sein. Der Unterschied ist: Ich will nicht meine Freizeit ausfüllen, ich will mich gut ernähren! Bei Sonntagsköchen fragt man sich doch zwangsläufig, von welchem Junkfood ernähren die sich unter der Woche? Zudem besteht bei Hobbyköchen genau wie bei Hobby-Gourmets, Hobby-Weintrinkern, Hobby-Restaurantkritikern usw. die Gefahr, das sie zu elenden Snobs werden, nur Rosinen picken und sich in unerträglich langweiliger Besserwisserei verstricken. Na ja, einfach spiessig sind halt. Da mache ich mich lieber über meine Fehler lustig. Das ist für alle weit unterhaltsamer.

Valentinas-Kochbuch.de: Hat das Bloggen Dein Kochen verändert? Bist Du der alleinige Häuptling am Herd oder anders gefragt: Wie kocht es sich neben Deiner Leidenschaft und Deinem Können?

Claudio Del Principe: Klar, bloggen verändert das Kochen mehr, als nicht zu bloggen. Man tappt in diese Falle des sich-nicht-wiederholen-Wollens. Man beurteilt die eigenen Rezepte immer kritischer, und man möchte sich natürlich auch verbessern, um nicht zu sagen, sich in etwas hineinsteigern. Selbstironie ist da ein guter Begleiter. Die gibt Bodenhaftung und der Leserschaft erst noch etwas zum Schmunzeln. Ist doch wunderbar. Ich versuche auch, mich zuhause nicht als Chefkoch zu gebärden (meine Frau verdreht gerade die Augen!). Wir kochen beide abwechselnd – aber ich kann schon eine Nervensäge sein, immerhin sehr bewusst und für die meisten als Running Gag erkennbar. Freunde und Bekannte spielen das Spiel zum Glück mit und behandeln mich im Gegenzug wie einen kleinen Stilpapst. Und die nimmt ja selten einer ernst. Vor allem, weil sie selbst nicht frei von Fehl und Tadel sind.

Valentinas-Kochbuch.de: Besten Dank!

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Veröffentlicht im Oktober 2010

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