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Katharina Höhnk

Interview Antonia Kögl & Benedikt Steinle: Because you are hungry

Antonia Kögl & Benedikt Steinle

Einmal selbst Kochbuchautor sein, einmal ein eigenes Kochbuch herausgeben – Toni und Bene aus Wien haben diesen Traum einfach an die Hand genommen. Heraus kam das Kochbuch Because you are hungry im Selbstverlag.

Katharina: Mein Kompliment an Euch beiden: Ihr habt ganz ohne Verlag ein schönes Kochbuch herausgebracht. Dazu muss man wissen, Ihr seid keine Profi-Köche, arbeitet nicht in der Verlagsbranche und seid auch seit neuestem erst Foodblogger. Wie kam es dazu, dass Ihr als Architektin und Designer Kochbuchautoren wurdet?

because-Kochbuch-315Toni: Gestartet hat alles vor ca. eineinhalb Jahren (also Ende 2011) mit einem Experiment. 1 Jahr lang mindestens 3 mal die Woche zusammen frisch kochen. Das bedeutet Neues zu wagen, sich Gedanken zu machen, Zutaten gezielt auszuwählen, neue Orte zum Einkaufen zu entdecken und dem Kochen an sich wieder bewusst Zeit zu widmen. 2 Personen – 1 Heimküche – Viele tolle Ideen… und 1 gute Flasche Wein. Das war der Anfang.

Das Ergebnis ist unser erstes Kochbuch Because You Are Hungry, welches wir selbst geschrieben, konzipiert und ausgeführt haben und – wie Du schon sagtest – seit Anfang diesen Jahres im Eigenverlag vertreiben.

Und genau daraus ist die Idee für unseren Blog entstanden: Wir wollen Euch an unserem Kochalltag teilhaben lassen und die Lust am Kochen wecken. Aber man findet bei uns nicht nur die neuesten Rezepte aus unserer Heimküche, sondern auch super Tipps für Essen & Trinken rund um Wien, die neuesten kulinarischen Events und natürlich auch unser Kochbuch, durch das man auf unserem Blog blättern kann und, wenn es gefällt, auch über den Blog bestellt werden kann.

Katharina: Was liebt Ihr am Kochen?

Toni: Mit das wichtigste für uns ist das „Miteinander“. Man nimmt sich bewusst zusammen Zeit, kann über seinen Tag und seine Erlebnisse reden und zusammen neue Rezepte entwickeln – in unserem meist hektischen und stressigen Alltag ist das Kochen eine Art Ruhepol geworden, bei dem wir uns entspannen und Zeit zusammen genießen. Auch lieben wir es, auf Märkte zu gehen und, in Hinblick auf die jeweilige Saison zu schauen, was es gerade an Zutaten gibt und dann gemeinsam zu überlegen, was man daraus Gutes zaubern könnte. Und natürlich laden wir unglaublich gerne Freunde zum Essen ein, kochen manchmal sogar alle zusammen und öffnen die ein oder andere gute Flasche Wein dazu.

Katharina: Euer Kochbuch ist ausnehmend schön gestaltet mit vielen Fotos und liebevoller Grafik. Das sieht nach Know-How aus. Wie ist Euch das gelungen?

Toni: Erst einmal vielen Dank für die lieben Worte. Das Buch ist uns beiden ein Herzensprojekt und wir freuen uns wirklich sehr, wenn wir so tolles Feedback bekommen.

Ehrlich gesagt haben wir am Anfang noch gar nicht damit gerechnet, dass mal aus unseren Rezepten ein ganzes Kochbuch entstehen wird. Wir haben das eher als Experiment für uns gesehen, um uns wieder bewusst mehr gemeinsame Zeit einzuräumen. Alles, was wir uns abends, meist unter der Woche, gekocht haben, wurde so wie es auch auf unseren Tisch kam, in unserer Küche einfach noch kurz fotografiert.
Und genau diese Erfahrungen sind es, die wir mit unserem Kochbuch dann auch vermitteln möchten: Wir stellen hier 72 ehrliche Gerichte vor, fotografiert so, wie diese bei uns auf dem Esstisch landeten, ohne Food-Design oder Fotostudio, serviert auf unserem Alltagsgeschirr und gekocht mit Zutaten, die man in jedem gut sortierten Supermarkt oder auf einem Wochenmarkt bekommt, ohne ein Vermögen dafür auszugeben.

Alle Gerichte im Buch sind optimal aufeinander abgestimmt, viele Zutaten wie Soßen, Gewürze und Öle werden immer wieder verwendet und so bedarf es nur einem kleinen Grundvorrat, welchen man sich zulegen sollte.

Bei diesen Inhalten und Benes Beruf lag es natürlich letztendlich nahe, daraus ein Buch zu gestalten. Anfangs war es lediglich als (zugegeben recht umfangreiches) Weihnachtsgeschenk für Familie und Freunde gedacht, aber aufgrund des großartigen Feedbacks der Beschenkten entschlossen wir uns dann dafür, das Buch selbst aufzulegen und zum Kauf anzubieten. Der Blog ist natürlich auch eine hervorragende Plattform dafür. Es war eigentlich alles eine ganz natürliche Entwicklung.

Katharina: Ein Kochbuch ohne Verlag umzusetzen, bedeutet viel Arbeit. Wie sah bei Euch der Prozess von Lektorat, Herstellung, Druck bis Vertrieb aus?

Toni: Also grundsätzlich machen wir alles zu zweit. Die Gerichte wurden von uns gekocht und fotografiert und erst einmal gesammelt. Dann haben wir uns nach einem Jahr aus gut über 120 Rezepten 72 ausgesucht, welche sich zum einen gut ergänzen, zum anderen aber Zutaten hier immer wiederkehren und man nicht für jedes Rezept ein neues Gewürzregal füllen muss.

Während Bene für das komplette Buchlayout zuständig war und auch zum Beispiel viele Handzeichnungen angefertigt hat, welche sich in den Kapitelblättern finden, bin ich, Toni, für alle Texte zuständig. Dann hat jeder von uns noch ca. 2—3 mal Korrektur gelesen und Bene hat das Buch für den Druck aufbereitet.
Zum Drucken haben wir uns für eine Online-Digitaldruckerei entschieden. Man muss hier auch klar sagen, dass der Eigenverlag ja auch bedeutet, alle Druckkosten vorzufinanzieren, weswegen wir immer recht kleine Auflagen produzieren lassen.

Wenn jemand bei uns (per E-Mail oder über unseren Blog) ein Buch bestellt, bekomme ich eine Benachrichtigung und kümmere mich jedes mal individuell um die Beantwortung, verpacke selbst das Buch, schreibe eine kleine Grusskarte und bringe das Paket auf die Post.

Du siehst – bei uns ist alles noch Handarbeit und mit Liebe gemacht.

Katharina: Habt Ihr eine Ahnung, wer Euer Kochbuch bestellt?

Toni: Aber natürlich. Jede Bestellung bekomme ich direkt per Email auf mein Smartphone. Es gibt bei uns keine automatische Benachrichtigung à la „Vielen Dank für Ihre Bestellung…“ sondern ich antworte jedem individuell und wir kümmern uns beide dann darum, das Buch zu verpacken und demjenigen zu schicken. Deswegen wissen wir auch ganz genau in welche Stadt das nächste Buch von uns verschickt wird – oder in welches Land.

Natürlich wissen wir nichts darüber, beispielsweise welchen Altersgruppen unsere Besteller angehören, aber nach unserer Erfahrung kommt das Buch in allen Altersgruppen gut an, auch in Sachen Koch-Vorwissen ist vom Anfänger bis zum ambitionierten, altgedienten Hobbykoch alles vertreten. Das ist ein Umstand, auf den wir schon ziemlich stolz sind. Schließlich zeigt uns das, dass wir wohl Einiges richtig gemacht haben.

Katharina: Interessanterweise habt Ihr erst angefangen zu bloggen, nachdem Ihr das Kochbuch herausgegeben habt. Wenn Ihr beides vergleicht – ein Buch schreiben und bloggen -, was sind jeweils die Stärken?

Toni: Was uns beim Blog im Vergleich zum Buch gefällt ist, dass er etwas mehr von Deinem momentanen Stil oder Deinen Vorlieben wiedergibt und so zu einer noch persönlicheren Momentaufnahme wird. Du hast zum Beispiel heute Lust auf Bärlauch, weil gerade Saison ist. Du kaufst einfach etwas für ein Bärlauchgericht ein, kochst es und stellst es online. In einer anderen Phase hast Du mehr Lust auf Salate, und so finden sich mehr frische, sommerliche Salatrezepte im Blog. Zusätzlich hat man leicht die Möglichkeit, andere Rubriken (wie unsere „Lieblingsplätze“ oder „Reisen“) in einem Blog einführen und so den Lesern noch etwas mehr von den Dingen mitgeben kann, die uns bewegen. Uns gefällt am Blog, dass man sehr einfach sehr spontan sein kann.

Das Buch hingegen ist ein Medium, das kaum Spontanität erlaubt. Doch wenn man diese Eigenschaft zu nutzen weiß, kann man hier großartige Dinge tun. Ein Buch erfordert viel Planung und Konzeption. Man muss sich sehr gut überlegen, warum ein Rezept nun genau an dieser Stelle erscheint und welche Wirkung es dadurch hat. Das ist ein Arbeiten, das zu dem auf dem Blog grundsätzlich verschieden aber nicht minder spannend ist.

Das Tolle am Buch ist darüber hinaus, dass man als Endprodukt etwas Reales in der Hand hat. Bene liebt Bücher, was sicher nicht zuletzt an seinem Beruf liegt (oder umgekehrt) und das Gefühl, wenn man die erste Auflage im Haus und das eigene Werk in der Hand hat ist einfach unbeschreiblich. Wenn man mit aktuellen Medien wie Web oder eBook vergleicht, mag das Buch vielleicht viele Nachteile haben. Trotzdem finden wir, dass die haptische Erfahrung und das Gefühl, so ein „Werk“ wirklich in der Hand zu haben, einfach mit nichts zu vergleichen ist. Man hat das Gefühl, dass man – gerade in der schnelllebigen Welt des Web 2.0 – etwas mit Bestand schafft.

Katharina: Welche Erfahrung habt Ihr aus dem Projekt mitgenommen? Welchen Ratschlag würdet Ihr jemanden geben, der Gleiches wagen möchte?

Toni: Sich die Zeit zu nehmen, die man braucht. Wir arbeiten beide in Jobs, in denen eine Deadline die nächste jagt, und da war es uns einfach wichtig, dass wir ein Projekt, in dem wir selbst die Regeln machen, in unserem Tempo umsetzen. Es ging letztendlich trotzdem recht schnell und als wir uns für die Umsetzung schließlich doch eine Deadline setzen mussten, wurden die Abende trotzdem lang, aber wir können mit Stolz behaupten, dass wir etwas heraus gegeben haben, womit wir wirklich zufrieden sind.

Ansonsten ist es wichtig, immer eine genaue Vorstellung davon zu haben, was man will und sich nicht von Anderen ablenken zu lassen. Konstruktive Kritik ist etwas Tolles und sollte stets angenommen werden, aber die Idee und Entscheidungsgewalt muss immer Deines bleiben, denn nur dann macht Dir das Projekt nach langer Zeit auch noch Spaß.

Katharina: In unserem Vorgespräch erzähltest Du, dass Ihr erst seit Kurzem in Wien wohnt. Du sprachst so begeistert von der Stadt, vor allem auch in kulinarischer Hinsicht, dass ich nochmal nachfragen muss. Was ist an Wien so besonders als Foodie?

Toni: Wien ist nicht zuletzt die Hauptstadt eines Landes, das noch sehr stark von der Landwirtschaft dominiert wird. Das macht sich in der Qualität der Produkte bemerkbar, die man bekommt. Gerade im Vergleich zu Deutschland werden regionale Produktion und kleine Landwirtschaft noch viel besser gewertet. Trotzdem ist Wien eine richtige Großstadt, was sich u.a. an der Dichte der hervorragenden Restaurants, Märkte und Läden bemerkbar macht. Egal ob man nach einer Kaffeerösterei, einem Markt, etwas exotischem wie einem Kochbuchfachgeschäft (!) oder einfach einem gemütlichen Café mit einzigartigem großstädtischen Flair sucht, hier hat man eine schier endlose Auswahl. Dann gibt es auch noch diverse Events wie das Genußfest (wir haben das in unserem Blog erwähnt), und man ist in nicht mal 20 Autominuten in den schönsten Gegenden, die natürlich kulinarisch auch immer wieder tolle Geheimnisse bereithalten.

Katharina: Habt Ihr noch ein paar Foodie-Tipps fürs Einkaufen und Essen?

Toni: In Wien? Oh ja natürlich. Da wäre zum Beispiel einer unserer Wochenend-Pflichttermine: Der Yppenmarkt im 16. Bezirk – am oberen Ende des Brunnenmarktes. Hier versammeln sich jeden Samstag Bauern, Winzer und Erzeuger aus der Region und bieten großartige Ware zu moderaten Preisen an. Den perfekten Marktvormittag rundet man mit einem Frühstück in einem der zahlreichen Cafés rund um den Platz ab. Das Multikultiflair dieser Gegend (der Brunnenmarkt ist fest in türkischer Hand) ist schon etwas ganz Besonderes.

Zum Essen fällt mir eines unserer absoluten Lieblingslokale ein: Das Kontrapunkt im 6. Bezirk ist ein Restaurant auf höchstem Niveau, welches aber alles andere als steif daher kommt. Ausgestattet mit einer offenen Küche und einem traumhaften Innenhof-Sitzbereich, erwartet einen hier ein 3-5-gängiges Überraschungsmenü der Extraklasse. Wir haben übrigens erst kürzlich auf unserem Blog berichtet.

Katharina: Herzlichsten Dank!

Veröffentlicht im Mai 2013

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