Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Im Winter, bei großer Dunkelheit und in endlosen Regenzeiten gibt es Wörter, die wie Trigger auf mich wirken. Zu ihnen zählen Cookies, Schokolade, Brownies, Karamell, Kaffee, Whiskey und Sünde. Bücher, in denen diese Wörter gehäuft auftauchen, wandern deshalb schneller als ich denken kann in meine Küche.
Darum habe ich mich auf eine Rezension des Backbuchs „Le Cookie. Rezepte für American Sweets à la française“ von Mickael Benicou gefreut. Der Autor beweist, dass man es mit der landestypischen Pâtisserie nicht so genau nehmen sollte. In der Zusammenarbeit des Franzosen Benichou mit seinem Landsmann, dem Pâtissier Benoit Castel, entstanden in der New Yorker „Moonstreet Patisserie“ sowohl Rezepte für Cookies, Brownies, Whoopies Pies und Cupcakes mit französischer Leichtigkeit als auch amerikanisch angehauchte Macarons.
Eine Auswahl dieser Köstlichkeiten hat der Thorbecke Verlag herausgebracht. Das kleine Hardcover-Exemplar umfasst mit Vorwort und Register 64 Seiten mit insgesamt 28 doppelseitig präsentierten Rezepten. Jedes Rezept ist bebildert, die einzelnen Arbeitsschritte sind deutlich durch Absätze markiert. Layout und Foodstyling sind unprätentiös, die großflächigen Fotografien von Steve Painter sind sehr aussagekräftig und inspirieren zum Nachbacken. Einziger subjektiver Kritikpunkt am Layout: Für mich ist das Buch zu sehr in Braun- und Schwarztönen gehalten. Das mag der vielen Schokolade geschuldet sein, stört mein dezembergraues Gemüt aber dennoch ein wenig.
Weil ich im Winter unter ständigem Serotoninmangel leide, versuche ich regelmäßig durch den Verzehr dunkler Schokolade gegenzusteuern und habe mich für das Testkochen für das nach Benichou traditionellste Cookie-Rezept mit zartbitteren Schokostückchen und Walnüssen, Brownies mit Baileys-Sirup und Dulce-De-Leche-Cupcakes entschieden. Vorneweg: alle drei Rezepte sind gelungen, schmeckten vorzüglich, und das Allerschlimmste: Alle Köstlichkeiten waren innerhalb eines Tages verschwunden. Insbesondere die Cookie-Rezepte erscheinen mengenmäßig knapp bemessen, wenn man mehr als einen Cookie naschen möchte.
Wer Benichous Buch durchblättert, stellt fest, dass seine Rezepte traditionell und exotisch zugleich sind. Will heißen: man findet scheinbar bekannte Backwaren wieder, stellt aber fest, dass die Arbeitsschritte anders sind oder man Zutaten benötigt, die es eben nicht im Supermarkt um die Ecke zu kaufen gibt, beispielsweise essbaren Goldstaub oder Kastanienmehl. Damit wird das Backen nicht schwieriger, erfordert aber mehr Zeit, was man bedenken sollte, wenn man in Zeitnot schnell etwas Leckeres auf den Tisch bringen möchte.
Wer sich an verregneten Sonntagnachmittagen Zeit nimmt, traditionelle Rezepte in exotisch angehauchtem Gewand nachzubacken, wird mit ungewöhnlichen Leckereien überrascht. Wer eine Großfamilie zu beköstigen hat, sollte dabei bedenken, dass man mit 100 g Butter, 80 g Zucker, 100 g Mehl und 85 g Schokolade eher einen kleinen Appetizer denn ein gemütliches (Advents-)Kaffeetrinken gestalten kann.
Veröffentlicht im Februar 2015