Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Kraftlos nach einer langen Wochen, in der Hektik zwischen Work und Life: Es gibt viele Gründe, warum es nicht zum Sonntagskuchen reicht. Wir schließen in solchen Situationen oft das Waffeleisen an oder besuchen Bäcker in der Nachbarschaft. Beides ist, haben wir festgestellt, auf Dauer keine Lösung. Aber es geht anders, verspricht Cynthia Barcomi.

Für Menschen wie mich, schreibt Cynthia Barcomi (Foto links), habe die Industrie einst Convenience erfunden: fix-fertige Teige, Mischungen und Massen, die nach minimaler Eigenleistung im Ofen stehen. Wem kuriose Inhaltsstoffe, künstliche Aromen und ein latent unausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis nicht so wichtig sind, wird damit möglicherweise sogar froh. Aber was ist mit den anderen? Die, die frisches Backwerk schätzen, aber keine Zeit haben, dafür in der Küche Pirouetten zu drehen?
Darf’s noch ein bisschen mehr sein
Ihnen widmet Cynthia ihren neuesten Band „Prep Baking“, was so viel heißt wie: „gut geplant ist halb gebacken“. Pro Teigbasis – Hefe-, Mürbe-, Rühr-, Blätter-, Plunder- oder Sauerteig – hat sie ermittelt, wie man mit möglichst geringem Zeiteinsatz möglichst viel Ergebnis erzielt. Oft bedeutet das, gleich größere Mengen eines Rezepts vorzubereiten und alles, was nicht sofort benötigt wird, zu kühlen oder einzufrieren. Bei akutem Backwarenbedarf reichen so wenige Handgriffe, um Ofenwarmes auf den Tisch zu bringen.
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Für Mürbeteige ist das Prinzip bekannt, ebenso bei Gebäcken auf Blätterteigbasis wie Quiche oder Tarte. Dass sich aber auch Rührteigböden gebacken einfrieren und nach dem Auftauen in einen Semi-naked Vanilla Cake verwandeln lassen, war mir ebenso neu wie das Frosten von Pizzateig nach dem ersten Gehen.
Neugierig blättere ich durch die Kapitel, sie tragen Namen wie „Cookies“, „Cake-ies“ oder „Quickies“. Ich verteile Marker an Rezepten wie Erdnussbutter-Cookies mit Miso, herzhaften Süßkartoffel-Cake-ies oder Brot mit Roter Bete. Cynthia kann aber auch klassisch – mit Buttermilk Biscuits aus ihrer US-amerikanischen Heimat, französischer Pissaladière oder buttrigem Shortbread. Das Layout ist angenehm schlicht und klar, zu den allermeisten Rezepten gibt es Fotos und vor jedem Kapitel eine kleine Einführung, auf was es ankommt.

Gut geplant ist halb gebacken
Ich gestehe: Aus Zeitgründen habe ich mir diese Lektüre zunächst geschenkt und mich stattdessen am nächstbesten Samstag ins Vergnügen gestürzt. Um mich sofort hektisch blätternd wiederzufinden – auf der Suche nach Gebäck, das binnen einer Stunde fertig wäre. Weil ich bis dahin nichts „gepreppt“ hatte und darum weder Plunder- noch Mürbeteig vorbereitet im Gefrierfach lag, war das gar nicht so leicht: Viele Dinge – beispielsweise Kekse und Cake-ies – sehen unscheinbar aus, verlangen jedoch nach einer bis mehreren Stunden Rastzeit. Für anderes sind Auftau- oder Geh-Phasen zu bedenken.
Ich starte darum notgedrungen mit Süßkartoffelwaffeln, die immerhin wirklich schnell gehen und manierlich schmecken. Ähnlich unkompliziert funktioniert ein Rezept für mürbe Hafer-Cookies, das aus simplen, bei uns jederzeit verfügbaren Zutaten besteht und dank Meersalzflocken ein feines Etwas bekommt.
Das Parsnip Miso Cinnamon Swirl Bread braucht ein bisschen mehr Vorlauf, schließlich müssen die Pastinaken für den Teig geröstet und der Misokaramell gekocht werden. Allerdings übersetzt sich dieses Mehr an Aufwand auch 1:1 in vielschichtigen begeisternden Geschmack. Ähnliches gilt für Gebäcke aus selbst gemachtem Plunderteig, von denen wir gleich zwei verschiedene probierten, denn wenn der Teig einmal fertig ist, gehen die Füllungen ruckzuck.
Cynthia Barcomi:
„Prep-Baking heißt, Knetteig, Rührteig, Hefeteig und vieles andere auf Vorrat selbst herzustellen. Ob im Kühlschrank aufbewahrt oder vorgeformt und tiefgekühlt: Der Teig ist jederzeit einsatzbereit. Sie müssen nicht jedes Mal, wenn Sie backen wollen, ganz von vorn anfangen. Das macht Prep-Baking so effizient.“
Je mehr ich backe und je mehr ich mich einlasse auf Cynthias Idee, desto mehr erschließt sich mir das Potenzial ihres Ansatzes. Ich bin gespannt, wie sich die gefrorenen Teige nach dem Auftauen machen und wie viele weitere Marker ich schaffe. Die sorgfältig ausgearbeiteten Rezepte, ihre Verlässlichkeit und das Geschmackerlebnis laden zur Fortsetzung ein.
Meine erste Hoffnung, dass mir Queen Cynthia Tricks für Gebäcke verrät, die sich wirklich ganz von alleine machen, habe ich begraben: Irgendwann muss man Zeit investieren – nur halt nicht zwingend direkt vor dem Backen. An den Workaround des Prep Bakings lässt sich mit Cynthias innovativem Backbuch eindeutig gewöhnen, finde ich, die Vorratshaltung sogar neu ausrichten. Denn die Ergebnisse überzeugen geschmacklich voll und ganz.
Veröffentlicht im März 2023
Ich möchte mal ein bisschen mäkeln. JA, die Grundidee des Buchs ist wirklich gut.
Mich persönlich haben die Cakies fasziniert. Dieses kleine Stück saftiger Kuchen, das als Keks daherkommt. Das trifft meinen Bedarf.
ABER durchgehend (!) 20-30 % zuviel Zucker. Und bitte, warum immerzu Natron? Völlig überflüssig wenn man Weinsteinbackpulver nimmt. So gut schmeckt Natron ja nun wirklich nicht.
Dann sind die Kapitelzuordungen unübersichtlich – Cakies, eine eigene Kategorie, tauchen auch in den Quickies auf. Salzig steht neben süß. Das führt zu ständiger Blätterei… mich macht das rappelig.
Und ich hätte gerne Grammangaben, nicht Teelöffel, nicht Stückzahl – Gramm.
Aber das würde natürlich nicht so easy aussehen …
Und wenn GENAUIGKEIT auch zu besseren Ergebnissen führt beim Backen…
der Verlag denkt sich wahrscheinlich: die Nerds zücken eh den Rechner. Und die Anfänger werden nicht abgeschreckt.
Ich finde, dieses Buch hat eine tolle Grundidee und ein paar Schwächen zuviel.
Liebe Cornelia, dank Dir herzlichst für Zeit und Gedanken. Eine wertvolle Ergänzung und weiterer Blick auf das Backbuch. Die von Dir angesprochenen Aspekte würde ich zurückführen auf die Tatsache, dass Barcomi in der US-Backwelt heimisch ist und diese im Backbuch kultiviert. Das muss in der Tat einer Buchkäuferin zusagen insbesondere in Punkto Süße! Herzlichst Katharina