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Katharina Höhnk

Backbuch von Christiane Leesker: Weihnachtsbackstube ★★★

Weihnachtsbackstube – Leckeres aus der Landküche, Christiane Leesker & Vanessa Jansen (Fotos), Hölker Verlag (2013)

Drei Sterne: Hat Stärken, aber überzeugt nicht ganz.

Sylvia Peters

Von

Das kleine Bändchen mit dem roten geprägten Schriftzug sieht aus als würde es jeden Augenblick anfangen zu klingen wie eine dieser Grußpostkarten, man hört förmlich das Schellengeläut, den roten Kater auf dem Cover miauen, hört Schritte durch den Schnee knirschen und den Puderzucker rieseln. Ein äußerst stimmungsvolles Bändchen und schon nach dem ersten Durchblättern überkommen mich wohlige, präweihnachtliche Zimt-und Zucker-Backpassionen.

Auf der Innenklappe liest man, die Autorinnen seien quer durchs Land gereist, hätten mit den Bäckerinnen diverser Hofcafes geplaudert und ihnen dabei Rezepte und Anekdoten entlockt. Die Adressen der Hofcafes finden sich auf den letzten Seiten des Buches, wo sich auch auf der hinteren Innenklappe, fröhlich vor winterlichem Hintergrund und mit Schneeflöckchen im Haar die Autorinnen vorstellen. Auf den ersten Blick ein ausgesprochen sympathisches Bändchen, mit vielen wildromantischen Fotos von verschneiten Landschaften, Mümmelhäschen, blauen Holztüren und Kamin, vergessenen Gartenmöbeln mit weißen Hauben und dazu die Rezeptebilder mit kerzenbeleuchtetem Weihnachtsgebäck.

leesker-fotoinside8 Eier und 1 Liter Sahne …

Zu Beginn findet man ein paar sogenannte Landfrauen-Backtipps, auf welcher Ofenschiene die Plätzchen gebacken werden sollten, wie Eier getrennt werden, etwas für absolute Neubäcker. Es gibt 22 Kleingebäck-Rezepte – Kekse, Plätzchen, Lebkuchen, Spekulatius und viele weihnachtliche Kuchen, ein „Ländliches Apfelbrot“ und überraschenderweise etliche Weihnachtstorten. Als Sächsin kann ich mir ohnehin wenig anderes in der Weihnachtszeit vorstellen als Christstollen, das scheint in der Gegend um Münster ganz anders zu sein, wo offenbar die fettesten Sahnetorten vertilgt werden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, mich haben die Tortenrezepte beim Blick auf die Zutaten sofort, komplett und nachhaltig verschreckt, obwohl ich durch eingehende Studien der österreichischen Küche echt kampferprobt bin. Bei der Lebkuchen-Mascarpone-Torte benötigt man 600 ml Schlagsahne, was ein Klacks ist gegen die Schoko-Sahne-Torte mit 1,4 Liter Sahne plus 500 ml Mascarpone oder auch bei der Nusstorte 8 Eier und nochmal 1 Liter Sahne. Folglich habe ich mich auf die daneben geradezu asketisch wirkenden Kekse&Co gestürzt.

Wenn man den Anleitungen folgt, stolpert man hier und da über Ungereimtheiten, ich hätte mir deutlich mehr Präzision gewünscht – mal ist es ein Teelöffel Backpulver, mal ein halbes Päckchen, mal sind es 1/4 l Rotwein, mal 250 ml einer anderen Flüssigkeit, mal ist die Formgröße angegeben, mal nicht, aber die Größe der Form kann Auswirkungen auf die benötigte Backzeit haben. Für die Lebkuchensterne sind 1250 g Mehl und 70 bis 80 g Pfefferkuchengewürz angegeben, was nicht mehr unter die Rubrik „haushaltsübliche Mengen“ fällt. Ja, natürlich kann man das herunterrechnen, aber ich finde, genau das ist Aufgabe der Verfasser, nicht des Konsumenten. Bei den Heidesand-Keksen ist die Backtemperatur mit 200° angegeben, bei der die sensiblen Dingerchen außen zu schnell einen braunen Rand bekommen (vergleichbare Rezepte operieren mit 160° bis 180°) – so kleinlich die Anmerkungen, so wichtig sind sie beim Backen.

Ankündigungen und Kollegenbeifall

Außerdem impliziert der Passus „quer durchs Land“ gereist, die Autorinnen seien von Nord nach Süd und von Ost nach West gereist, die Rezepte entstammen aber den Postleitzahlengebieten 2/3/4 und nicht eine einzige Anekdote wurde notiert. Ich halte diese zwar für Rezepte zumeist ohnehin entbehrlich, aber im Klappentext ist vollmundig davon die Rede.

Abschließend ist jedoch zu sagen, dass alles, was ich ausprobiert habe, außer den nach zwei Tagen steinhart gewordenen Marzipan-Heidesand-Keksen ausgesprochen wohl gemundet hat, teilweise ruhigen Gewissens verschenkt werden konnte und von sämtlichen Testessern wie Kollegen und Nachbarn von Kopfnicken bis Beifallklatschen quittiert wurde.

Veröffentlicht im November 2013

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