Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Ein Leben ohne französische Tartes ist denkbar, aber sinnlos. Möglichst wenig Teig, möglichst leckere Crème, möglichst ganz viel Obst. Wer braucht schon Sahnetorte.
Ich hätte es kommen sehen müssen. Ich bin völlig ungeeignet für die Rezension dieses Backbuchs. Ich bin süchtig nach französischen Tartes und deren kleinen Schwestern, den Tartelettes. Das macht mich voreingenommen gegenüber diesem hübschen kleinen Backbuch von Aurélie Bastian.
Antworten auf viele Fragen
Jeder Kochbuchautor, der mir beim Ausleben meiner Sucht hilft, bekommt schon einmal vorab ein paar große Extrapunkte. Und die gebürtige Französin (links ein Foto von ihr), die in Halle an der Saale eine Kochschule betreibt, uns Deutschen unter www.franzoesischkochen.de die französische Küche nach Hause bringt, im MDR eine eigene Kochsendung hat, macht es mir sehr leicht, schnell ins Schwärmen zu geraten: So appetitliche Bilder, spielerische Deko-Ideen, ein paar hilfreiche Tipps zum Gelingen, viele Variationsmöglichkeiten und immer der Rat, auch selbst einmal kreativ zu werden und ganz neue Kreationen auszuprobieren – das alles mit mädchenhafter Leichtigkeit.
In ihrem Buch werden dem Basiswissen einige Seiten eingeräumt. Es gibt es eine ausführliche Schritt-für-Schritt Anleitung für die perfekte Tarte, für das Blindbacken, wie man den Teig in die kleinen Tarteletteförmen bekommt, wie man ihn aromatisieren kann, wie sich Backzeiten verändern, wenn man die Größe der Tarteform variiert.
Auch noch ein paar weitere Antworten auf wichtige Fragen werden beantwortet wie „Wie verhindere ich, dass der Teig bricht, wenn ich ihn in die Form lege?“ (auf Backpapier ausrollen und dann über die Tarte legen und den Teig hineingleiten lassen), „Wie kann ich verhindern, dass Tartes mit feuchter Füllung durchweichen?“ (dichtstreichen). Insofern hebt sich das Büchlein deutlich von anderen Tarte-Büchern ab. Sicher liegt es daran, dass die Autorin Bloggerin ist und Wissens-Bedürfnisse von Lesern kennt.
Als mir dann die ersten Back-Ergebnisse auch noch von den ebenfalls von der Sucht befallenen Familienmitgliedern aus den Händen gerissen wurden und die ersten Seufzer zum Himmel hinauftiegen, stand das Ergebnis fest: Das wird eine 5-Sterne-Rezension. Und dabei bleibe ich auch jetzt. Ich werde weiterhin aus diesem Buch backen.
Als nächstes steht die Beerentarte mit Veilchen auf dem Programm. Und ich freue mich jetzt schon auf die Aprikosen-Rosmarin-Tarte. Ja. Dieses Buch ist ein heißer Favorit, dieses Jahr auf der Liste derjenigen Bücher zu landen, die ich reihum an meine Freundinnen verschenken werde.
Für jede Saison findet man etwas – mal französisch (Tarte Tatin „Pfirsich-Lavendel“) oder deutschsprachig inspiriert (Linzer Tarte mit Roter Grütze) , mal raffiniert (Tartelettes mit gebrannten Mandeln), mal klassisch (Mandel-Birnen-Tarte) oder begehrenswert, aber aufwendig (Erdbeer-Pistazien-Tarte).
Eher für Anfänger & überschaubare Anzahl an Rezepten
Unter großer Anstrengung zur Objektivierung meiner Wertung vielleicht noch ein paar Hinweise: Das Buch richtet sich eher an Anfänger, obwohl einige der Tartes dem Bäcker durchaus einiges abzuverlangen scheinen. Andere Tipps sind eher trivial.
Leider liefert auch dieses Buch mir keine Antwort auf die mich schon lange brennend interessierende Frage, wie um Himmels Willen man den gebackenen Tarteboden aus den kleinen Tartelettes-Formen bekommt, ohne dass er bricht. Zwar klappt das bei mir meistens, aber für einen idiotensicheren Tipp für den Fall, dass es doch mal klemmt, wäre ich sehr dankbar.
Die Anzahl der Rezepte ist überschaubar – ich habe 25 gezählt. Alle sehr schön bebildert. Das Layout ist hübsch, dürfte aber etwas stilvoller sein. Die Fotos wirken verspielt, da wäre eine Schrift-Typografie, die Ruhe in die Optik bringt, eine Wohltat. Mit einem Preis von € 12,99 ist das Buch meiner Meinung nach nicht zu teuer.
Schließlich: Wer das Ziel hat, dass die Tartes am Ende auch so aussehen, wie auf den Fotos, der sollte etwas Geduld und Fingerspitzengefühl mitbringen für die zum Teil aufwendigen Verzierungen. Und Zeit für ein bisschen Üben.
Im übrigen ist es das perfekte Einsteigerbüchlein in die Welt der Tartes mit mehr Antworten auf Fragen als üblich. So, und jetzt muss ich wieder in die Küche. Weiterbacken.
Veröffentlicht im Juli 2015
Heute habe ich die Aprikosen-Rosmarin-Tarte gebacken.
Ist eine aparte Kombination und sehr, sehr lecker.
Oh, das klingt gut. Merci für den Tipp. 🙂
Liebe Barbara,
ein „idiotensicherer“ Trick die kleinen Tartelettes bruchfrei aus der Form zu kriegen ist dieser:
auf den Boden der Form einen längeren und nicht zu schmalen Streifen Backpapier legen.
Nach dem Backen die ausgekühlten Tartelettes an den überstehenden Streifen herausheben.
Klappt hervorragend.
Gruß, Cornelia
Das hat mir an Aurélie, deren Blog ich fast von Anfang an verfolge, auch gleich gefallen: Man traut sich sofort einiges zu, auch wenn man – wie ich – absolut keine Kuchenbäckerin ist. Ihre manchmal sehr köstliche Art der Erklärung, die schönen Fotos… Ich hoffe sehr, dass das Buch vielfach ver- und gekauft wird.
Ja, das wünsche ich ihr auch. 🙂