Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Passend zur Vorweihnachtszeit und meiner nie endenden Sucht nach frisch gebackenen Keksen und Plätzchen machte sich Annick Wecker Platz in meiner Küche. Der erste Eindruck? Rosa Cover, Frau Wecker im Fokus mit einem kindlich-süssen Lächeln und kaum sichtbare Kekse – hm, was wird mich erwarten?
Die Erleichterung war groß, wenn nicht riesig, als ich sah, dass das Innere ganz im Gegensatz zum Äußeren sich wirklich auf die Stars konzentriert: Cookies, Mini-Kuchen und Plätzchen statt gefürchteter Aufnahmen von perfektem Familiepicknick in perfekter Natur mit perfekter Familie. Auch ist der Kitsch reduziert auf ein Minimum, kein übertriebenes Gedeck, kein rosa, kein beklemmendes Gefühl von Disney-Land und seinen Prinzessinnen. Im Gegenteil, die Fotos machen Lust auf die Kekse, Lust auf’s Backen, Lust auf’s Probieren.
Die Einleitung ist kurz gehalten, dafür gibt es aber fünf Kapitel, die mit den Klassikern beginnen, mit der Weihnachtsbäckerei enden und dazwischen neue Kreationen Raum bieten.
Manches Rezept wird ergänzt durch Variationen und Austauschmöglichkeiten, praktisch, wenn der Grundteig derselbe bleibt und 70 Stück von gleichem Geschmack einfach zu langweilig wären. überhaupt hat man nicht den Eindruck, dass die Seiten zwanghaft gefüllt werden mussten, es findet sich eine Bandbreite an Gebäck, das mal auf Blätterteig, mal auf Mürbeteig und auch mal auf Baisermasse basiert.
Verführerische Beispiele: Der Basisteig der französischen Financiers wird mal klassisch, mal aufgepeppt mit Zitrone, Grüntee, Johannisbeeren und Orangenschale oder passend zum Herbst mit Apfel und Zimt vorgeschlagen, um sowohl dem Auge wie auch dem Gaumen eine Geschmacksvielfalt bei wenig zusätzlichem Aufwand zu bieten. Die typische Zimtfüllung der Hefeschnecken kann zur spektakulären Safrancrème oder Rhabarberfüllung umgewandelt werden. Gerade Fans der Klassiker können so ihrer Linie treu bleiben, ohne dabei zu sehr dem alten Trott zu folgen.
Backbücher für Plätzchen sind immer sehr verlockend und ein Renner zur Adventszeit, oft ist man mit den Resultaten aber ziemlich enttäuscht und erkennt, dass man sich hat täuschen lassen vom schönen Cover; Wecker dagegen hatte mich persönlich visuell nicht auf den ersten Blick angemacht, zu Unrecht, denn die Rezepte lassen sich gut umsetzen und schmecken wirklich super! Vor allem in Puncto Novität hat mich dieses Buch für sich gewinnen können, durfte ich endlich wieder meine schwarzen Sesamkörner und den lieb-gewonnenen Kürbis mit schriftlicher Erlaubnis in Süssspeisen brillieren lassen! Eins steht fest, die Vorweihnachtszeit ist noch lang und ich habe einen neuen Begleiter in der Küche…
Veröffentlicht im Dezember 2012