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Katharina Höhnk

Backbuch von Annemarie Wildeisen und Florian Manz: Heißgeliebtes Backen ★★★★

Heißgeliebtes Backen: 130 Rezepte süß und pikant
Annemarie Wildeisen & Florina Manz, Fotos A. Fahrni, AT Verlag (2011)
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Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Christiane Schwert

Von

Dieses Backbuch ist eigentlich genau nach meinem Geschmack. Verfasst von Profis, die wissen von was sie sprechen und von denen man was lernen kann. Aber ohne die Gefallsucht, unter der die Werke ihrer besternten Kollegen häufig leiden. Vielleicht hätte dem Buch ein bisschen Glamour aber dennoch gut getan. Das einzige was man ihm nämlich vorwerfen kann, ist sein leichter Hauch Biederkeit.

Annemarie Wildeisen und Florina Manz, Mutter und Tochter, sind beide vom Fach. Nicht nur, dass sie bereits ein sehr gelobtes Kochbuch gemeinsam verfasst haben. Frau Wildeisen, ein wahrer kulinarischer Tausendsassa, ist zudem Chefredaktorin (so heißt das in der Schweiz) der Schweizer Zeitschrift „Kochen“, leitet eine Kochschule und tritt täglich in einer Kochsendung auf. Tochter Florina ist gelernte Köchin und Pâtissière, betreibt ein eigenes Restaurant in Bern und gibt außerdem Kochkurse.

Das Inhaltsverzeichnis liest sich beim ersten Blättern verführerisch, die Vielfalt begeistert mich! Das Thema Backen wird in 130 verschiedensten Rezepten durchdekliniert, ohne dass ich das Gefühl habe, die Autorinnen hätten sich übernommen. Rezepte für herzhaftes Gebäck machen den Anfang, es folgen solche für Brot und einfache Kuchen, Klassiker und Festtagsgebäck, Kuchen mit Früchten, Torten und Guetzli (schweizerisch für Plätzchen). Damit hat das Buch beinah das Zeug zum Nachschlagewerk! Zumal es zwischendurch auch immer wieder Grundrezepte wie für Brand-, Plunder- oder Sauerteig gibt; mit Step-by-Step-Fotos hilfreich bebildert. Und durch den schweizerischen Einschlag bekommen die Rezepte eine besondere Note: nicht allzu fremd, aber eben ein bisschen anders!

Der Blick ins Innere des Buchs enttäuscht mich dann etwas: Jedes Kapitel wird mit dem beinah gleichen Foto eingeleitet: links Florina, rechts Annemarie und vor ihnen eine bemehlte Arbeitsfläche. Beide mit hochgestellten Blusenkrägen, ähnlichen Kurzhaarfrisuren und scheinbar bei der Arbeit. Eine leider nicht besonders gelungene Fotografie, die in ihren faden Varianten nicht besser wird. Das haben die Damen und auch das Buch nicht verdient!

Den Food-Fotos von Andreas Fahrni bekommt die Schlichtheit eigentlich recht gut. Die Backwaren stehen ohne groß ausdekoriert zu sein im Vordergrund, jedes Rezept ist bebildert. Wobei die gestanzten Papiertortendeckchen mich an die früheren Geburtstage meiner Tanten erinnern, hübsch anzuschauen, aber eben auch etwas aus der Zeit.

Beim Nachbacken dann kühlt sich meine anfängliche Begeisterung ein bisschen ab. Die Rezepte sind zweifellos gut, aber vielleicht doch etwas konventionell bzw. klassisch. Da hatte ich mehr erwartet. Natürlich wäre ein anbiederndes Cupcake-Kapitel grauslig, aber mir fehlte ein bisschen der Knalleffekt. Wobei ich ja auf Klassiker stehe. Aber dann eben als besondere Variante oder ultimatives Rezept. Die Backergebnisse sind zwar alle von solider Qualität, aber auch nicht unbedingt so, dass man beim nächsten Kaffeekränzchen von allen nach dem Rezept gefragt wird.

Bei den Backanleitungen zeigt sich die strukturelle Stärke des Buchs. Sie sind klar und leicht nachzuvollziehen, und ich fühlte mich wirklich an der Hand genommen. Hier merkt man, dass Mutter und Tochter Kochkurse geben. Zu jedem Rezept geben sie Kommentare oder Tipps, sachlich, aber dennoch herzlich. Und vor allem wirklich informativ. Außer den Schokoladenherzen sind mir alle Rezepte, die ich nachgebacken habe, gut gelungen. Und ich habe das ein oder andere noch dazugelernt. Statt ganzer Vanilleschoten verwende ich nun häufig Vanillepulver, das aus gemahlenen Schoten besteht. So wird die ganze Schote verwertet und das lästige Ausschaben entfällt. Und das Pulver hat ein absolut intensives Aroma!

Ich denke, ein bisschen mehr Gegenwart und ein bisschen mehr Pfiff hätten aus diesem guten Backbuch ein besonderes gemacht. Vielleicht ist die bodenständige Ausrichtung mit Tendenz zum Grundlagenwerk ja auch genauso gewollt. Aber diese zwei Frauen, die so am kulinarischen Puls der Zeit sind, können bestimmt mehr!

Veröffentlicht im März 2012

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