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Katharina Höhnk

Kochbuch von Katy Beskow: Einfach vegan

Einfach vegan – Schnelle
Rezepte mit 5 Zutaten für jeden Tag
Katy Beskow
Fotos: Luke Albert
Ars Vivendi Verlag (2020)

Ein Stern: Am besten umtauschen.

Laura Skandy

Von

Wenn man keine echte Veganerin ist, sondern nur ab und zu den Planeten entlasten will, schreckt man manchmal vor dem Aufwand zurück, den gute vegane Küche bedeuten kann. Daher war ich mit dem Versprechen „Schnelle Rezepte mit 5 Zutaten“ einfach zu locken. Meine Begeisterung allerdings verebbte schnell: Mit fünf Zutaten, so scheint es, lässt sich eben doch nichts kochen, was einen Tierprodukte vergessen lässt.

„Einfach vegan“ ist das vierte vegane Kochbuch von Katy Beskow, einer englischen Food Writerin. Ich kannte ihren Namen bisher nicht und auch nach kurzer Recherche im Netz ergibt sich kein klares Bild ihrer Karriere. Auf ihrer eigenen Homepage kann man nachlesen, dass sie 2013 ihren Blog „Little Miss Meat-Free“ begann. Dafür teilt sie auf Instagram Eindrücke aus ihrem kulinarischen Leben und präsentiert ihre Bücher. Mein Eindruck daher: Eine Bloggerin, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat, aber auch keine nationale Berühmtheit.

Einfach, puristisch, vorhersehbar?

Die Schlichtheit des Konzepts von „Einfach vegan“ schlägt sich auch im Design nieder: sehr aufgeräumt, ein schlichtes Cover in Millenial-Rosa, puristische Typografie, viele Fotos, gute Lesbarkeit. Die 100 Rezepte sind nach Anlass aufgeteilt, es gibt eine kurze Einführung mit Tipps für die vegane Küche und Hinweisen zur Vorratshaltung, dann geht es los.

Zum Weiterlesen

Leseprobe beim Verlag

Website & Instagram der Autorin

Beim ersten Blättern im Buch lässt meine Begeisterung bereits nach: Die meisten Rezepte sind so schlicht, dass ich das Gefühl habe, sie sind in einem Kochbuch fast schon fehl am Platz: Diverse Cremesuppenvarianten bestehen etwa, nun ja, aus einem Gemüse, Brühe und ggf. veganem Milchproduktersatz. Bei anderen Rezepten sagt es schon der Name: Süßkartoffelwürfel mit Kidneybohnen sind gebratene Süßkartoffeln mit Kidneybohnen, gewürzt mit Koriander. Die Baked Beans Boston Style sind Dosenbohnen mit Dosentomaten und etwas Melasse. Irgendwie habe ich das Gefühl, jetzt schon genau zu wissen, wie das alles schmeckt. Na ja, mal abwarten.

Keine Überraschungen, viel Mittelmaß

Mein erster Kochversuch: Das „Chili mit Biss“ aus Süßkartoffel, Paprika, Kidneybohnen und Dosentomaten. Ich soll zwei „mittelgroße“ Süßkartoffeln verwenden, hier wäre mir eine Gewichtsangabe lieber, Süßkartoffeln finde ich größenmäßig schwer einzuordnen. Das Nachkochen verläuft so weit problemlos. Allerdings: Ich soll das Gericht kochen und danach erst salzen. Ein klassischer Anfängerfehler, der jedes noch so ausgefeilte Rezept dem Untergang weiht. Ich glaube zunächst an einen Einzelfall, sehe aber beim nächsten Rezept, dem „Gebackenen Butternusskürbis“, dass das Ganze System hat: Sogar bei Gebackenem wird erst nachher sozusagen „obenaufgesalzen“.

Auch bei frühzeitigem Würzen sind die Ergebnisse eher keine Volltreffer: Das Chili langweilt mich geschmacklich, der gebackene Butternusskürbis wäre deutlich besser, wenn man Basmatireis und Gemüse getrennt garte. Ich wechsle zu Süßem, um Beskow eine neue Chance zu geben. Das Karottenkuchenporridge, ein Haferbrei mit Karottenzugabe, ist schnell zubereitet und schmeckt nicht schlecht, ist aber auch nicht unbedingt ein Nachkochkandidat. Die Haferriegel mit Pekannüssen, Zimt und Bananen klingen erst nach einem schnellen und gesunden Snack, schmecken allerdings nach ziemlich wenig und sind auch kein angenehmes Kauerlebnis. Vielmehr werden sie im Mund gefühlt immer mehr. Puh.

Nichts für Kochanfänger*innen

Kochbuch von Katy Beskow: Einfach vegan

Die „Simple Bolognesesauce“ schließlich finde ich durchaus lecker, allerdings ist mir unklar, warum man eine Sauce aus fertig gekochten Linsen mit fertiger Tomatensauce erst mit Wasser auffüllen, also verdünnen, und dann 30-35 Minuten köcheln lassen sollte. Hier und auch an anderer Stelle frage ich mich, wie viel Kochexpertise hinter dem Buch steckt.

Es wurde schon das Thema Salzen genannt. Ein weiteres Beispiel wäre der Umgang mit Zubereitungsarten: Mehrfach werden Gerichte erst in der Pfanne/im Topf angebraten, dann bei geschlossenem Deckel im Ofen zu Ende gegart. Das mag Sinn ergeben, wenn man ein Schmorgericht zubereitet, das über längere Zeit eine gleichmäßige, sanfte Hitze benötigt, nicht aber, wenn es sich um Gemüsewürfel handelt, die lediglich eine halbe Stunde im Ofen bleiben. In diesem Fall ist der Einsatz des Ofens reine Energieverschwendung, man hätte das Gericht einfach auf dem Herd fertigstellen können.

Gerade für vegane Anfänger*innen ist dieses Buch aus meiner Sicht daher nicht geeignet, da es wichtige Basics nicht oder sogar falsch vermittelt. Für Kocherfahrene wiederum dürfte es wenig interessant sein, da es zu wenig kreativ mit den verwendeten Zutaten umgeht.

Katy Beskows Kochbuch Einfach vegan hat mich nicht überzeugt. Zwar ist das Kochbuch schön wie wertig anzusehen und der Ansatz, mit wenigen Zutaten zu arbeiten, attraktiv, aber er geht aus meiner Sicht hier nicht auf. Das liegt an Beskows Kochniveau, das methodisch und kreativ nicht reicht, aus wenigen Zutaten ein leckeres Mahl zu machen. Die Rezepte sind einfach, aber wenig interessant. Schade!

Veröffentlicht im Februar 2021

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